Milo Djukanovic - Letzter amtierender Politiker Ex-Jugoslawiens
Podgorica (APA) - Montenegros Premier Milo Djukanovic kann wenige Tage vor den Parlamentswahlen in dem Adriastaat auch auf einige Personalre...
Podgorica (APA) - Montenegros Premier Milo Djukanovic kann wenige Tage vor den Parlamentswahlen in dem Adriastaat auch auf einige Personalrekorde hinweisen. Er ist der letzte ex-jugoslawische Politiker im Amt. Djukanovic und seine straff geleitete Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) haben seit 1991 zudem noch keine Wahl verloren.
Seit 1991 bekleidet Djukanovic fast ununterbrochen das Premier- oder Staatschefamt. Der hochwüchsige Politiker, der trotz vieler Dienstjahre in der Politik nie des Englischen mächtig wurde, wurde 1962 in der westmontenegrinischen Stadt Niksic geboren. Mit 17 Jahren entdeckte der Richtersohn sein Interesse an der Politik. In den späten achtziger Jahren wurde er das jüngste Mitglied der letzten jugoslawischen Kommunistenführung. Aus jener Zeit stammte auch sein Spitzname „Britva“ (Rasiermesser).
1991 wurde der damals 29-jährige Djukanovic zum jüngsten Premier Europas, damals unter starkem Einfluss des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. 1997 erfolgte die endgültige Trennung vom Serbiens Staatschef, die Djukanovic bei seinen proserbisch orientierten Landsleuten auf eine schwere Probe setzen sollte. Noch in demselben Jahr wurde er zum Präsidenten Montenegros gewählt. Von da an widmete er sich der Wiedererrichtung der montenegrinischen Eigenständigkeit. Nach einem Unabhängigkeitsreferendum im Mai 2006 war es soweit.
Im Oktober desselben Jahres überraschte Djukanovic seine Landsleute mit der Entscheidung, in den politischen Ruhestand zu gehen. Zwei Jahre später war er zurück, um 2010 das Premieramt erneut vorübergehend - bis 2012 - ruhen zu lassen.
In der Opposition wurde das Comeback des Politikers immer wieder mit den Ermittlungen erläutert, die gegen Djukanovic wegen Zigarettenschmuggels in Italien geführt worden waren. Auch ansonsten wird der mächtige Politiker immer wieder kritisiert, den kleinen Staat in einen „Privatbesitz“ verwandelt zu haben. Ihm und seinen engsten Parteifreunden wird Korruption im großen Stil nachgesagt.
Sein Bruder Aco wurde führender Bankinhaber, als Jungunternehmer betätigt sich seit Jahren auch der einzige Sohn Blazo, die Schwester Ana Kolarevic ist bekannte Anwältin. Ihr Name war in den Berichten über angebliche Schmiergelder bei der Privatisierung der montenegrinischen Telekom im Jahre 2005 aufgetaucht. Djukanovic nahm vor Jahren die Schwester auch vor dem Parlament in Schutz.
Ob sich Djukanovic sich auch eines ihm immer wieder nachgesagten Rekords erfreuen kann, gehört in den Bereich der unbewiesenen Behauptungen: Man geht davon aus, dass der Montenegriner zu einem der weltweit reichsten Politiker gehören dürfte. Sein Vermögen war vor Jahren von der britischen Tageszeitung „Independent“ nämlich auf 11,5 Millionen Euro geschätzt worden.