Laufsport

Wegen zwickender Hose zum Sieg im Graz-Marathon

Beim Zieleinlauf am Sonntag erschrak Andrea Weber über ihre Leistung: Die 45-Jährige hatte soeben den Graz-Marathon gewonnen.
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Die Wahl-Tirolerin Andrea Weber machte als Damen-Siegerin nach 42,195 km mehr als eine gute Figur. Das war nicht immer so.

Von Susann Frank

Lechaschau – Auch einen Tag später war Andrea Weber wegen ihres Erfolges immer noch sprachlos. Als die Wahl-Tirolerin ihre Gefühle beim Durchlaufen des Zielbandes als Siegerin des Graz-Marathons beschreiben sollte, sagte die 45-Jährige nur: „Das war so ein Glücksmoment, das kann man gar nicht beschreiben.“

Sie könne erst jetzt verstehen, warum Olympiasieger oftmals keine Worte finden. Weber wiederholte nur immer wieder schwärmend: „Es ist so schön. Es ist einfach ein unglaubliches Geschenk.“ Eines, mit dem die Wahl-Lechaschauerin wirklich nicht mehr gerechnet hatte („auch, wenn ich schon öfter Zweite geworden bin“).

Zumal sie auf das Ereignis mit über 9000 Startern vier Wochen weniger trainiert hat als gewöhnlich. Weber wollte eigentlich beim Marathon in Frankfurt am Main Ende des Monats starten. Aus Termingründen meldete sie sich kurzentschlossen in Graz an. „Einfach unglaublich“, resümierte sie. Nach 23 Jahren wäre das ihr sportlicher Höhepunkt.

Erst später kamen der Jubel und das Triumphfoto mit Herren-Sieger Edwin Kemboi.
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Mit 22 Jahren hatte Weber das erste Mal ihre Laufschuhe geschnürt, weil „die Hose da und dort gezwickt hatte“. Zum Joggen. Nicht mehr. Ein halbes Jahr später wartete ein Lauf-Kollege mit der Idee auf, einen Marathon zu absolvieren. Seither sitzt das Langstrecken-Virus in ihrem Kopf.

Insgesamt 18-mal absolvierte sie die kraftzehrende Strecke über 42,195 Kilometer in Wettkämpfen. Ihren ersten in Regensburg, nahe dem damaligen Zuhause der gebürtigen Bayerin. „Vier Stunden und vier Minuten habe ich bei meiner Premiere gebraucht. Wahnsinn!“, sinnierte Weber. Am Sonntag waren es 2:50,06 Stunden. Dazwischen liegen viele abgelaufene Joggingschuhe, eine Hochzeit, zwei Kinder und ein Staatenwechsel.

Vor zehn Jahren zog sie zu ihrer großen Liebe Ralf nach Lechaschau. Von 2007 bis 2012 legte sie für ihre Söhne Fabio (7) und Rick (8) eine Babypause ein und vor vier Jahren nahm sie die österreichische Staatsbürgerschaft an und startet für den SV Reutte.

Und zuletzt kamen ihr wegen der Entbehrungen und ihres Alters ab und zu auch Zweifel an ihrem Tun. Auch wenn sie ihr Mann Ralf voll unterstützt. Deswegen setzt sie sich auch keine weiteren Ziele. „Es wird einfach mühsamer sich zu erholen. Und wenn es regnete, kühl war und ich zum Trainieren gegangen bin, habe ich mich oft gefragt: Warum mache ich das noch?“

Gestern ist Andrea Weber der Grund wieder bewusst geworden. „Dieses Siegesgefühl war einfach nur“ – erneut legt sie bei diesem Thema eine Sprechpause ein – und dann entkommt ihr ein sehr emotionales „Wow!“. Ein Ausbruch, der mehr sagt als 1000 beschreibende Worte.

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