Bosnien: Partei von Izetbegovic verlangt Neuwahlen in Srebrenica
Sarajevo (APA) - Die SDA, die Partei von Alija Izetbegovic, dem bosniakischen (muslimischen) Mitglied der dreiköpfigen bosnischen Staatsführ...
Sarajevo (APA) - Die SDA, die Partei von Alija Izetbegovic, dem bosniakischen (muslimischen) Mitglied der dreiköpfigen bosnischen Staatsführung, hat laut Medienberichten in Sarajevo am Dienstag eine Wiederholung der Kommunalwahlen in der ostbosnischen Kleinstadt Srebrenica verlangt. Der Antrag wurde mit „grober Verletzung“ des Wahlverfahrens begründet, berichteten Medien.
Konkret geht es um die Entscheidung der bosnisch-serbischen Behörden, die Wahlzettel in Srebrenica durch eine Sonderpolizei-Einheit bewachen zu lassen. Dadurch war nach Meinung der SDA die ausschließliche Zuständigkeit der Gemeinde-Wahlkommission verletzt worden.
Der Antrag erfolgte, nachdem am Montag aus der gesamtstaatlichen Wahlkommission in Sarajevo verlautete, dass der serbische Bürgermeisterkandidat Mladen Grujicic nach erneuter Auszählung der Wahlzettel in klarer Führung vor dem bisherigen Amtsinhaber, dem Bosniaken Camil Durakovic, stehen würde. Gemäß der unvollständigen Resultate der staatlichen Wahlkommission, käme Grujicic auf gut 66 Prozent der Stimmen, Durakovic auf rund 33 Prozent. Ausgezählt wurden Stimmzettel aus gut 92 Prozent der Wahllokale.
Srebrenica, der Schauplatz des schwersten Kriegsverbrechens im dreijährigen Bosnien-Krieg, hatte seit dem Kriegsende im Jahre 1995 noch nie einen serbischen Bürgermeister gehabt. Die einstige bosniakische Enklave gehört seit dem Kriegsende zur kleineren bosnischen Entität, der Republika Srpska.
Nach der Einnahme der UNO-Schutzzone im Juli 1995 wurden von bosnisch-serbischen Truppen rund 8.000 bosniakische Stadtbewohner in der Umgebung von Srebrenica brutal ermordet. Ihre Leichen wurden nach Kriegsende in mehreren Massengräbern entdeckt, nach mehreren hundert Vermissten wird weiterhin gesucht.
Die SDA forderte nun auch eine Wahlwiederholung in Stolac, der Gemeinde, in der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, wo der Urnengang wegen Unregelmäßigkeiten am Wahltag vorzeitig eingestellt worden war.