Zahlreiche Attacken

Killer-Clowns im Königreich: Gruseliger Trend sucht Briten heim

Das richtige Kostüm und die passende Musik dazu bringen die Österreicher in Halloween-Stimmung.
© AFP

Zuerst die USA, jetzt Europa: Verstörende Killer-Clowns erschrecken Passanten in Großbritannien, darunter vor allem Kinder. Während die Polizei landesweit Warnungen rausgibt, nimmt Horror-Kultautor Stephen King die Maskierten in Schutz.

Von Tamara Stocker

London — Sie tauchen aus dem Nichts auf, verfolgen Kinder mit Messern und jagen Passanten. So genannte "Killer-Clowns" verbreiten dieser Tage in Großbritannien Angst und Schrecken. Die Polizei in der Region Thames Valley westlich von London berichtete von 14 gemeldeten Vorfällen am Wochenende, bei denen Menschen von Maskierten erschreckt oder eingeschüchtert worden seien. Auch im Großraum Manchester habe es deshalb mehrere Notrufe gegeben, wie lokale Medien berichteten.

Im Nordosten Englands laufen die Beamten verstärkt Patrouille, um den Menschen angesichts immer neuer Clown-Sichtungen ein Gefühl der Sicherheit zu geben, schreibt die Polizei von Northumbria auf ihrem Facebook-Account.

In Durham gestand die Polizei am vergangenen Freitag gar offiziell ein, einen "Killer-Clown" zu jagen. Vier Kinder zwischen elf und zwölf Jahren hatten die Polizei alarmiert, nachdem sie von einem Mann in Trainingshose, buntem Oberteil, bemalten Gesicht und einem Messer in der Hand auf ihrem Schulweg verfolgt worden waren.

Ein leitender Beamter schrieb dazu auf Twitter: "Killer-Clowns sind nicht 'cool' und es ist nicht lustig, Schulkinder zu verfolgen und ihnen Angst einzujagen."

Trotzdem stuft die Polizei den Vorfall als harmlos ein und geht davon aus, dass das Messer Teil der Maskerade sei und der Clown den Kindern damit nicht habe schaden wollen. Täter müssten aber mit Festnahmen und einem Eintrag im Vorstrafenregister rechnen, warnte Hauptkommissar Andy Boyd.

Britische Medien wie der "Telegraph", der "Guardian" und der "Independent" titeln mit dem Wort "Clownpocalypse" und berichteten von sechs Vorfällen etwa in Newcastle oder einem Fall in Essex, wo zwei verkleidete junge Mädchen vorübergehend festgenommen wurden.

Ursprung in den USA

Dabei ist das unheimliche Phänomen kein neues. "Wir glauben, das Ganze ist Teil einer viel größeren Posse, die sich gerade in den USA und in Teilen des Vereinigten Königreichs ausbreitet", sagte Polizeiwachtmeister Mel Sutherland in einer Stellungnahme. Tatsächlich findet das gruslige Treiben seinen Ursprung im US-Bundesstaat South Carolina. Kinder berichteten, Clowns in bunten Kostümen hätten versucht, sie mit Süßigkeiten in einen Wald zu locken. Seitdem scheint sich dieser fragliche Trend verselbstständigt zu haben — und ist bei weitem nicht immer als harmloser Teenager-Streich einzustufen.

Bereits mehrere Schulen berichteten von anonymen Drohungen, die mit "Clown" unterschrieben waren. Zum Lachen war einem 14-jährigen Kalifornier wohl nicht mehr zumute, nachdem nach einer solchen Aktion die Handschellen für ihn klickten. In Massachusetts wurde gar ein ganzes Wohnheim einer Universität evakuiert, nachdem in sozialen Netzwerken von einem bewaffneten Clown auf dem Gelände die Rede war.

Auf Twitter gibt es mittlerweile auch eigene Accounts, die das diabolische Treiben dokumentieren. So findet man auf diesen Profilen und unter den Schlagwörtern #clownsighting oder #clownspotting teils verstörende Videos und Bilder.

Welche davon echt und welche schlicht gestellt sind, lässt sich nur schwer feststellen. Angesichts der sich häufenden Vorfälle in den USA und nun auch in Europa sind die Schreckgespenster unheimlich real.

In den Achtzigerjahren traten Clowns das erste Mal verstärkt als angsteinflößende Wesen in der Popkultur auf. Seinen Beitrag dazu leistete Autor Stephen King mit seinem Gruselbestseller "Es". Der Schriftsteller lässt den aktuellen Trend nicht unkommentiert. Er rief auf Twitter dazu auf, die Hysterie um die Clowns "etwas herunterzufahren". Es sei Zeit, sich zu beruhigen. Die meisten Clowns seien nett und würden die Kinder bespaßen.

Ein gut gemeinter Ratschlag. Doch ist es fraglich, ob Kinder, die von einer Horror-Fratze mit Messer in der Hand auf dem Schulweg verfolgt werden, genauso denken.