Pressestimmen zur Festnahme des Terrorverdächtigen in Deutschland
Leipzig/Dresden/Berlin (APA/dpa/AFP) - Zur Festnahme eines terrorverdächtigen Syrers in Deutschland gab es am Dienstag zahlreiche internatio...
Leipzig/Dresden/Berlin (APA/dpa/AFP) - Zur Festnahme eines terrorverdächtigen Syrers in Deutschland gab es am Dienstag zahlreiche internationale Pressekommentare:
„Die Welt“ (Berlin):
„Die Diskussion um Terroristen, die als Flüchtlinge getarnt in Deutschland einsickern, blieb bisher abstrakt. Nun ist sie konkret geworden. Hier ein Mann, auf den schon ein ‚befreundeter‘ Dienst, sei es der türkische, sei es der amerikanische, aufmerksam gemacht hatte. Und dort Syrer, die ihn festnehmen, als er den deutschen Polizeikräften entschlüpft. Es ist richtig, die als Flüchtlinge eingereisten Menschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Es ist falsch, sie unter Generalverdacht zu stellen. Unter ihnen gibt es gewiss einige hundert, vielleicht tausend Terroristen. Und ebenso gewiss viele, die beim Aufspüren dieser Schläfer helfen können und wollen. Diese potenziellen Helfer und Helden braucht das Land. Allein schaffen wir es nicht.“
„Neue Zürcher Zeitung“:
„Die Bedrohung des westlichen Lebensmodells durch Terroristen und Manipulatoren und das aufgekommene Unbehagen durch die Zuwanderung Hunderttausender von Flüchtlingen hat die Erwartung an die Hüter der inneren Sicherheit verstärkt. Die Selbstverständlichkeiten des freien Lebens will niemand infrage stellen. Aus Anspruchshaltung und Vorbehalten gegenüber diesen Institutionen erwächst ein Paradox. Die Sicherheit hat, das zeigt der Blick in andere Weltgegenden, ihren Preis. Wer die Speicherung etwa von Telefonverbindungsdaten, in begründeten Fällen auch das Überwachen von Inhalten im Internet und über Mobilfunk, verwerflich findet, darf nicht erwarten, dass die Nachrichtendienste das nächste Bombenattentat verhindern und die Sicherheit im öffentlichen Raum gewährleisten können. Die jüngsten Erfolge der deutschen Behörden sind dazu eine Mahnung.“
„Münchner Merkur“:
„Zuweilen stellt sich die komplexe Realität den einfachen Weltbildern unbequem in den Weg: Da wird ein syrischer ‚Flüchtling‘ von den Geheimdiensten beim Basteln einer Bombe erwischt. Doch die Fahnder stellen sich beim Zugriff dermaßen tölpelhaft an, dass es schließlich andere Syrer sind, die den Gesuchten überwältigen und von der Polizei abholen lassen. So dient das Terrorwochenende von Sachsen, das mit dieser feinen Pointe Gott sei Dank ein gutes Ende nahm, allen Seiten als Mahnung, nicht jenen die Flüchtlingsdebatte zu überlassen, die nur in Schwarz oder Weiß denken.“
„Nürnberger Nachrichten“:
„In dieser Szene spiegelt sich die Vielschichtigkeit der Flüchtlinge in Deutschland: Darunter sind keineswegs nur Verfolgte, sondern auch Asylbetrüger, auch Menschen, die mit üblen Motiven kamen, auch vielleicht schon vor ihrer Flucht vom IS angeheuerte Schläfer. Aber man kann die Zuwanderer nicht alle in einen (schlechten) Topf werfen, wie dies manche Politiker fahrlässig getan haben. Denn viele Syrer sind ja genau vor jenem IS geflohen, der den Sprengstoffbauer von Chemnitz vermutlich angeworben hat - und den Landsleute nun dingfest machten. Gute Flüchtlinge, böse Flüchtlinge - die Grenzen können, wie bei Deutschen, fließend sein.“
„Straubinger Tagblatt“:
„Das aber heißt nicht, dass die Republik sich nun in Sicherheit wiegen könnte: Paris, Brüssel und Nizza sind überall. Die Anschläge von Ansbach und Würzburg haben gezeigt, dass auch wir Deutsche verwundbar sind, dass der Terror nicht nur auf Großstädte zielt, auf Flaniermeilen oder jüdische Museen, sondern auch mitten in der Provinz zuschlagen kann, in der Regionalbahn irgendwo in Unterfranken. Umso wichtiger ist es deshalb, dass unsere Behörden auch wissen, wer da mit der großen Flüchtlingswelle alles in unser Land geschwappt ist, welcher Pass echt ist und welcher falsch, und wer sich im Internet alles auf den Seiten der Islamisten tummelt.“