Cluesos neues Album „Neuanfang“: Raus aus der Komfortzone

Berlin (APA/dpa) - Es ist sein siebtes Soloalbum, aber doch irgendwie sein erstes: Sänger und Songwriter Clueso hat sein Privat- und Berufsl...

Berlin (APA/dpa) - Es ist sein siebtes Soloalbum, aber doch irgendwie sein erstes: Sänger und Songwriter Clueso hat sein Privat- und Berufsleben umgekrempelt, sich nach 14 Jahren von seiner Band getrennt und will künftig seinen eigenen Weg gehen. Das Ergebnis „Neuanfang“, mit einem erfrischend anderen Clueso, erscheint am Freitag.

Der Erfurter Sänger hatte es sich eigentlich gemütlich gemacht in seiner Heimatstadt. In einem ehemaligen Güterbahnhof richtete er sein Studio ein, organisierte von dort Tourneen und versammelte seine besten Freunde um sich. Gleichzeitig Musikerkollegen und Geschäftspartner. Eine Art Ersatzfamilie. Praktischerweise schliefen sie gleich zusammen dort, in ihrem sogenannten Zughafen. Die Clueso-WG als Rundum-Sorglospaket.

Doch damit ist jetzt Schluss, Clueso wurde es zu eng. Und das nicht nur räumlich. „Das Bedürfnis, sich alleine zu bewegen, ist so gewachsen, dass ich mein ganzes Umfeld verändert habe“, sagt er im dpa-Interview. Er löst sich 2015 nicht nur von seiner Band, sondern auch von anderen Vertrauten und zieht aus der Zughafen-WG aus. Ein großer Schritt, raus aus der Komfortzone.

„Die meisten haben mich verstanden. Aber es gibt auch Leute, bei denen das auf Unverständnis gestoßen ist. Oder Stellen, an denen ich es nicht so gut gelöst habe“, erzählt der Musiker. Neuanfänge gehen halt selten ohne Verluste einher.

Der 36-Jährige beschreibt das Gefühl, selbstbestimmter handeln zu wollen. Ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Sein eigenes Ding machen. Frei sein. Erwachsen. Schwierig in einem solch verwachsenen Umfeld. „Vorher haben wir alles zusammen erlebt. Ich habe mir dann gesagt: Ab hier gehe ich jetzt allein.“

Musikalisch geht Clueso zwar mit seinem neuen Album einen neuen Weg, aber nicht allein. Produzent Tobias Kuhn hat „Neuanfang“ in seinem Berliner Studio eine neue Farbe verpasst. Kratziger als sonst, irgendwie frecher. Hauptstadt eben. Kuhn habe ihn dazu gebracht, Neues auszuprobieren, auch musikalisch aus seiner Komfortzone zu kommen.

So darf der feinfühlige Clueso in einigen Songs auch mal westernhageresk schreien und seine rau-rotzige Rio-Reiser-Stimme auspacken. Vielleicht nicht immer perfekt eingesungen, dafür authentisch. „Wenn ich die Sachen jetzt höre, bin ich sehr, sehr stolz auf das Album.“

Textlich geht es in den zehn Songs, klar, um die Verarbeitung dieses Neuanfangs. „Was soll ich tun, wenn ich‘s so seh? Ich kann den Wind nicht ändern, nur die Segel drehen. Vor, zurück, zur Seite, ran - herzlich willkommen! Neuanfang.“

Der Titelsong gibt den textlichen Takt vor. In „Achterbahn“ singt Clueso über den Druck, Erwartungen anderer zu entsprechen („Ich will nach all diesen Jahren ohne Plan fahren“), in „Gordo“ über den Wunsch, sich zurückzuziehen und etwas anderes zu machen.

Der Nachfolger des Nummer-Eins-Albums „Stadtrandlichter“ kommt nicht allzu melancholisch-traurig daher, sondern macht Mut. Ein neues Leben bringt immer auch neue Möglichkeiten mit sich.

„Es war sicherlich eine der schwersten Zeiten in meinem Leben, aber auch eine sehr wichtige. Weil es ums Erwachsenwerden geht“, erzählt Clueso, der das Album mit seiner neuen Band im Dezember und Februar zunächst auf einer kleinen Club-Tournee vorstellt. Am 18. Dezember gastiert er im Conrad Sohm in Dornbirn, am 19. Dezember im Rockhouse in Salzburg und am 1. Februar im Wiener WUK.