“Verwirrung droht“: Notare warnen vor ungültigen Testamenten
17 Mrd. Euro werden in den kommenden drei Jahren vererbt. Viele Testamente könnten aber ungültig sein, warnen Notare.
Innsbruck –In den kommenden drei Jahren werden die Österreicher insgesamt 17 Mrd. Euro an reinem Geldvermögen vererben, bis 2030 sogar über 200 Mrd. Euro. Viele seien jedoch noch nicht über das neue Erbrecht informiert, das am 1. 1. 2017 in Kraft tritt, warnt Philipp Schwarz, Präsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg: „Durch das neue Erbrecht wird viel Verwirrung entstehen.“ Neue Testamente nach den alten Vorschriften seien dann etwa „schlichtweg ungültig“.
Bei der Erbrechtsnovelle sind von rund 1500 Paragrafen 350 erneuert worden. Aufgewertet wurde etwa die Stellung der Lebensgefährten. Diese hatten bislang keinen gesetzlichen Anspruch. Nun erhalten sie ein außerordentliches Erbrecht, auch wenn kein Testament vorhanden ist, sowie ein zeitlich befristetes Wohnrecht in der gemeinsamen Wohnung. Stärker berücksichtigt werden künftig auch pflegende Angehörige. Sie erhalten unter bestimmten Umständen ein gesetzliches „Pflegevermächtnis“. Zudem wird bei Betriebsübergaben künftig mehr Rücksicht auf die Situation der Erben genommen. Die Auszahlung des Pflichtteils kann künftig bis zu fünf Jahre gestundet werden, wenn der Familienbetrieb durch die sofortige Auszahlung in der Existenz bedroht wäre. Um Ehepartner zu stärken, wurde zudem der Pflichtteil für Eltern und Großeltern – wenn es kein Testament gibt – gestrichen.
Änderungen gibt es aber auch bei der Form des Testaments und beim grenzüberschreitenden Erben innerhalb der EU. „Die Novelle haben wir zum Anlass genommen, erstmals ein öffentliches Notariat zu organisieren, bei dem zehn bis 15 Notare kostenlos für alle Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen“, sagt Schwarz. Dieses findet am 15. Oktober von zehn bis zwölf Uhr am Innsbrucker Sparkassenplatz statt. Dort gebe es zudem die Möglichkeit auf unentgeltliche Grundbuchauszüge zur eigenen Liegenschaft.
Aktuell haben laut einer marketagent-Umfrage nur 26 Prozent der Tiroler ein Testament abgeschlossen. „Der Tod ist ein unbeliebtes Thema, mit dem man sich nicht gerne beschäftigt“, erklärt Schwarz. Mit dem öffentlichen Notariat wolle man versuchen, die „Hemmschwelle aufzubrechen“, sagt Schwarz. (ecke)