Von Sensenmännern und Siegerskiern
Die Ausstellung „Schneid. Zur Kulturgeschichte der Schärfe im historischen Tirol“ widmet sich „scharfen“ Objekten vom Werkzeug bis zum Sportgerät. Osttirol ist unter anderem mit Pepi Stieglers Skiern vertreten.
Von Catharina Oblasser
Lienz, Dorf Tirol –Hier sind Scharfmacher unter sich: Eine Ausstellung in der Brunnenburg im Südtiroler Dorf Tirol versammelt alles, was auch nur im Entferntesten mit Schärfe und Schneid zu tun hat. Folgerichtig heißt die Ausstellung „Schneid. Zur Kulturgeschichte der Schärfe im historischen Tirol“. Dazu gibt es ein gleichnamiges Buch. Darin tauchen die Feuersteinklingen des Ötzi und Reinhold Messners Messer ebenso auf wie scharfe Heiltränke in der Volksmedizin oder die Geschichte von Bruno Falck und seiner legendären Rasierklinge.
Kulturwissenschafter Andreas Rauchegger ist einer der Macher der Schau und Mitherausgeber des Buches. Initiator ist Direktor und Burgherr der Brunnenburg, Siegfried de Rachewiltz. Christine Ganner aus Meran gehört ebenfalls zu den Organisatoren.
Der Abfaltersbacher Rauchegger hat sich besonders in Osttirol nach passenden Beiträgen für die Ausstellung umgeschaut. Fündig wurde er zum Beispiel in Dölsach bei Bildhauer Lois Fasching. Der verwendet eine Kettensäge statt traditioneller Schnitzwerkzeuge für seine Arbeit. Von altrömischen Schleif- und Wetzsteinen berichtet Wissenschafter Martin Auer. Die Geräte wurden bei Ausgrabungen in Aguntum zutage gefördert. Auch Schloss Bruck kann zum Thema Schneid und Schärfe beitragen. Archivar Stefan Weis präsentiert in seinem Beitrag Hellebarden und Schröpfmesser aus dem Fundus. Weiters ist jenes Paar Ski vertreten, mit dem der Lienzer Pepi Stiegler 1964 Olympiasieger wurde. „Man darf nicht vergessen, dass es keinen Wintersport ohne scharfe Kanten gibt“, meint Andreas Rauchegger. „Das gilt für Skier ebenso wie für Schlittschuhe und Rodeln.“ Rauchegger selbst hat sich mit den fahrenden Scherenschleifern im Pustertal beschäftigt. Humorvoll geht es im Beitrag von Sonja Ortner aus dem Villgraten zu. Sie sammelte Lieder, die beim Sensendengeln gesungen wurden. Sie sind oftmals mehr ein- als zweideutig.