Trumps Skandal? Egal!

Washington (APA/AFP) - Obszöne Äußerungen über Frauen? Stammtisch-Gerede. Missbrauchsvorwürfe gegen Bill Clinton? Musste sein. Dümpelnde Umf...

Washington (APA/AFP) - Obszöne Äußerungen über Frauen? Stammtisch-Gerede. Missbrauchsvorwürfe gegen Bill Clinton? Musste sein. Dümpelnde Umfragewerte? Meinungsforscher lügen. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist wegen seiner jüngst bekannt gewordenen frauenfeindlichen Äußerungen mehr denn je in Bedrängnis geraten. Unentschlossene Wähler mag er damit endgültig verprellt haben - doch die felsenfest überzeugte Basis und seine eingeschworenen weiblichen Fans halten dem umstrittenen Immobilienmogul in seinem Kampf ums Weiße Haus unerschütterlich die Treue.

Mit „Trump! Trump!“-Rufen und La-Ola-Wellen begrüßten seine Fans den Republikaner am Montag in Wilkes-Barre in Pennsylvania. Es war Trumps erster Wahlkampfauftritt, seit vor einigen Tagen Videoaufnahmen aufgetaucht waren, in denen er mit seinen Chancen bei Frauen prahlt und seinen Gesprächspartner ermuntert, ihnen in den Schritt zu fassen.

Doch Wilkes-Barre empfängt den 70-jährigen Milliardär wie einen Rockstar. Die frühere Bergbau-Stadt hat einen Bürgermeister von der Demokratischen Partei und liegt in einem Swing State - Pennsylvania steht auf der Kippe zwischen Demokraten und Republikanern. Trumps Rivalin Hillary Clinton liegt in den Umfragen 9,4 Punkte vorn. Doch Trump versprüht Zuversicht: „Vielleicht humpele ich über die Ziellinie“, sagt er vor mehreren tausend Fans: „Aber wir werden sie überqueren.“

In der Schlange vor der Veranstaltungshalle waren die sexistischen Äußerungen des 70-Jährigen natürlich ein Thema. Doch diese zeigten eher, dass Trump die nötige „Raubeinigkeit“ besitze, um es mit Leuten wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aufzunehmen, hieß es dort.

„Das ist mir völlig egal“, sagte etwa Lynae Kuntz zu Trumps obszönen Äußerungen. Sie fand auch schon, dass Bill Clinton trotz seiner Seitensprünge ein guter Präsident war - und so hält sie es auch mit Trump. „Das hat nichts mit der Präsidentschaft zu tun. Ich möchte Menschen nicht verurteilen, ich möchte nur jemanden, der unser Leben in den Vereinigten Staaten verbessert.“

„Wir sind sehr aufgeregt“, sagte die 44-jährige Kim Herron, die im Marketing-Bereich arbeitet. Ihr gefiel Trumps Auftritt im TV-Duell gegen Clinton - vor allem seine Drohung, sie wegen ihrer E-Mail-Affäre ins Gefängnis zu stecken. Seine abfälligen Äußerungen seien außerdem nichts, was andere Männer und Frauen nicht auch schon einmal gesagt hätten. Auch Trumps Attacken auf Bill Clinton fand sie angemessen.

Jüngste Umfragen sehen landesweit derzeit einen zweistelligen Punktevorsprung für Clinton. Außerdem halten 41 Prozent der Wähler Trumps frauenfeindliche Äußerungen für „vollkommen inakzeptabel“. Eine Befragung durch die Quinnipiac University zeigte, dass die Mehrheit der Frauen zu Clinton tendiert.

Doch in den Zuschauerreihen in Wilkes-Barre sitzen bei weitem nicht nur weiße Männer der Arbeiterschicht. Bev Rose, die mit ihrem Mann nach 13 Jahren in Großbritannien erst vergangenes Jahr nach Pennsylvania gezogen ist, wird jedenfalls ihre Meinung zu Trump nicht ändern.

Ihr ist es wichtig, Clinton zu verhindern: Jeder andere wäre bei der Nutzung eines Privatservers für dienstliche E-Mails im Amt als Außenministerin im Gefängnis, sagte sie. Clinton jedoch kandidiere fürs Weiße Haus. Sie dürfe „niemals“ Präsidentin werden.

Roses britischer Ehemann Neil, ein Ingenieur im Ruhestand, hält Trump zugute, den republikanischen Geist in den USA neu belebt zu haben. Zwar scheine die Partei ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, sagt er, nachdem sich zuletzt ranghohe Republikaner von Trump abgewendet haben. Doch der Ansturm in Wilkes-Barre sei enorm: „Schauen Sie sich die Leute an“, ruft er und zeigt auf die Menge. „Ich bin ganz ehrfürchtig, es ist unglaublich.“