Forscher und Firmen hoben Potenzial von Kunststoff für Solartechnik
Wien (APA) - Die Zukunft der Solarenergieerzeugung liegt in der Kunststoff-Entwicklung, so die Einschätzung von zehn heimischen Forschungsin...
Wien (APA) - Die Zukunft der Solarenergieerzeugung liegt in der Kunststoff-Entwicklung, so die Einschätzung von zehn heimischen Forschungsinstitutionen und 19 Unternehmen. Am Dienstag präsentierte die 2010 gegründete Forschungsinitiative „SolPol“ in Wien Neuentwicklungen, die im Rahmen des mit einem Gesamtbudget von 14 Mio. Euro ausgestatteten Verbundes entstanden. Damit werde Solartechnik vor allem günstiger.
Gerade am Energiemarkt gebe es viel Platz für Entwicklungen aus der Polymertechnologie, sagte der Konsortialführer von „SolPol“, Reinhold Lang von der Universität Linz. Verfolge man den Anspruch, Solartechnik günstiger und effizienter zu machen, komme man an seinem Fachgebiet kaum vorbei, gab sich der Kunststoffwissenschafter überzeugt. Gerade nach den Beschlüssen des Pariser Klimaabkommens „geht es auch um Geschwindigkeit“, um die nötigen Technologien zur Energiewende auch am Weltmarkt bereitstellen zu können, so Lang.
Bei der Frage, welche neuen Materialien es letztendlich brauche, habe man sich an den klimatischen Gegebenheiten in den verschiedenen Weltregionen und den Anforderungen jener Systeme orientiert, die dort jeweils am besten zum Einsatz kommen. In insgesamt 50 akademischen Arbeiten und 40 Publikationen in einschlägigen wissenschaftlichen Fachmagazinen ist es laut dem Koordinator des vom Klima- und Energiefonds mit ungefähr zehn Millionen Euro geförderten Projekts mehrfach gelungen, von „vorwettbewerblicher Forschung“ aus den Weg in Richtung Produkt-Innovationen zu beschreiten.
Im Rahmen der Zusammenarbeit konnte etwa die oberösterreichische Firma AGRU Kunststoffdichtungsbahnen aus Polyethylen so weiterentwickeln, dass diese nun bis zu einer Temperatur von 95 Grad Celsius einsetzbar sind. Bisher wurde ein Einsatz des Materials nur bis 60 Grad empfohlen. Das eröffne neue Möglichkeiten beim Speichern von Solarenergie in mit Warmwasser gefüllten Becken, wie AGRU-Produktmanager Markus Haager erklärte. Zum Einsatz kommen werde die Innovation etwa im Rahmen des groß angelegten Speicherprojekts „Big Solar Graz“.
Auch der Chemiekonzern Borealis konnte neue Werkstoffe entwickeln, die um 15 Grad höhere Temperaturen aushalten und für den Einsatz in der Solarthermie geeignet sind. Außerdem habe man sich aufgrund der Erfahrungen aus dem Projekt dazu entschlossen, mit neuartigen Materialien in den rasch wachsenden Photovoltaik-Mark einzusteigen, sagte Alfred Stern von Borealis.
Der Faserhersteller Lenzing suchte im Rahmen des Forschungsverbundes ebenfalls einen Einstieg in die einschlägigen Märkte und Netzwerke, wie es Forschungsleiter Andreas Brandstätter ausdrückte. Mit verbesserten Kunststofflaminaten und Folienverbünden habe man jetzt ebenfalls neue Produkte am Start, die sich zum Einsatz in Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen und darüber hinaus eignen.
Die oberösterreichische Technologiefirma Sunlumo konnte aufgrund der Zusammenarbeit im Rahmen von „SolPol“ die Kosten für ihren „Eine-Welt-Solar-Kollektor“ um 50 Prozent reduzieren. Außerdem gelang es laut Geschäftsführer Robert Buchinger, das Gewicht der Entwicklung durch den Einsatz von Kunststoffkomponenten von 20 auf acht Kilogramm pro Quadratmeter zu reduzieren.
(S E R V I C E - www.solpol.at)