54. Viennale: Spezialprogramme von Wochenschauen bis Walken

~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA277 vom 11.10.2016 müssen im letzten Absatz ...

~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA277 vom 11.10.2016 müssen im letzten Absatz zum Spezialprogramm „Analog Pleasure“ die letzten beiden Sätze ersatzlos entfallen. --------------------------------------------------------------------- ~ Wien (APA) - 139 Kurz- und Langfilme der insgesamt knapp 340 Arbeiten im diesjährigen Viennale-Programm entfallen auf Spezialprogramme. Den gewohnt umfassenden Retrospektiven des Österreichischen Filmmuseums und des Filmarchivs Austria stehen heuer u.a. Personalen zu Persönlichkeiten des US-Gegenwartskinos, Würdigungen zweier kürzlich verstorbener Querdenker und das Erfahrbarmachen des analogen Kinos beiseite.

Retrospektiven:

~ Ein zweites Leben. Thema und Der Titel soll nicht täuschen: Variation im Film Nicht (nur) Remakes, Sequels oder

Spin-offs versammelt das

Österreichische Filmmuseum bei

seiner Viennale-Retrospektive,

sondern vielmehr Inspirationen und

verschiedene Zugänge zum gleichen

Sujet. Besonders auffällig ist das

bei Adaptionen derselben

Literaturvorlage: So werden etwa

die Verfilmungen von Emily Brontes

„Sturmhöhe“ durch Luis Bunuel,

William Wyler und Jacques Rivette

gegenübergestellt. Ebenfalls

auffällig (und sehr schade):

Keiner der ausgewählten 53 Filme

aus 95 Jahren Kinogeschichte

stammt von einer Frau. Robert Land: Die Wiederentdeckung Die diesjährige Retrospektive des eines verschollenen Filmarchivs Austria zur Viennale Filmemigranten widmet sich einem „großen

Unbekannten des deutschsprachigen

Kinos der Zwischenkriegsjahre“:

dem Filmemigranten Robert Land. 28

Filme hat der

österreichisch-tschechische

Regisseur gedreht, wobei ein

Großteil davon jahrzehntelang als

verschollen galt. Dem Filmarchiv

ist es gelungen, viele dieser

Filme aufzuspüren und zu

restaurieren. Eine erste Werkschau

unter dem Titel „Kino vor dem

Untergang“ zeigt nun 13 Werke,

darunter fünf Stummfilme, die mit

elektronischer Musik live

unterlegt werden. ~ Personalen:

~ Dancer in the Dark. Der Bis zuletzt hatte sich die Schauspieler Christopher Walken Viennale darum bemüht, den

prägnanten Charakterdarsteller

nach Wien zu holen - nun muss man

mit Christopher Walken auf der

Leinwand vorlieb nehmen. Wobei man

den 73-Jährigen „nicht nur als

Psycho-Figur“ zu Gesicht bekommt,

wie Festivaldirektor Hans Hurch

betonte: „Das ist ein viel

größerer Schauspieler als Robert

De Niro.“ Das Programm zeichnet

nun Walkens Karriere nach, von

seiner Oscar-prämierten frühen

Rolle als traumatisierter

US-Soldat in „The Deer Hunter“

über die kultigen, düsteren

Ganovenrollen in „True Romance“

oder „The King of New York“ bis

zum Beweis seiner

Musical-Fähigkeiten in John

Turturros Arbeiterfilm „Romance &

Cigarettes“. You Can Count On Him. Der Als „besten Filmemacher, von dem Drehbuchautor und Filmemacher die meisten noch nie gehört Kenneth Lonergan haben“, bezeichnete die „New York

Times“ kürzlich Kenneth Lonergan

anlässlich seiner dritten

Regiearbeit „Manchester by the

Sea“. Das Drama um einen

Handwerker (Casey Affleck), der

Vormund seines Teenagerneffen wird

und deshalb notgedrungen in seine

Heimatstadt zurückkehrt, wird in

Anwesenheit Lonergans zum Auftakt

des Festivals gezeigt. Die

Viennale nimmt das zum Anlass, dem

US-amerikanischen Regisseur,

Dramatiker und Drehbuchautor

darüber hinaus ein Tribute samt

Carte blanche zu widmen. So stellt

Lonergan seinen bisherigen Filmen

„Margaret“ und „You Can Count On

Me“ u.a. John Fords „My Darling

Clementine“ (1946) gegenüber. Time and Tide. Zur Erinnerung an Wenige Monate nach seinem Tod im Peter Hutton (1944-2016) Juni im Alter von 71 Jahren wird

des US-amerikanischen

Avantgardefilmers Peter Hutton

gedacht. Vor allem bekannt für

seine stummen, kontemplativen

Städteporträts, ist etwa das

dreiteilige, über ein Jahrzehnt

entstandene „New York Portrait“ zu

sehen. Als zentrales Element bei

den Werken des früheren Matrosen

ist das Wasser zu erkennen - nicht

zuletzt in „Study of a River“,

eines von vielen Werken über den

Hudson River, den Hutton von

seiner Wohnung in New York sehen

konnte. Das Kino gehört uns. Zur Bereits 2002 widmete die Viennale Erinnerung an Jacques Rivette dem eigenwilligen „Nouvelle (1928-2016) Vague“-Regisseur Jacques Rivette

eine umfassende Retrospektive.

Anlässlich des Todes des Franzosen

Anfang diesen Jahres sind nun drei

kurze bzw. mittellange Werke sowie

drei Langfilme seines spannenden

Oeuvres sowie Claire Denis‘ Film

über ihn, „Jacques Rivette, le

veilleur“ zu sehen. Bei den drei

Kurzfilmen handelt es sich um

Rivettes erste drei Filme, „Aux

quatre coins“, „Le Quadrille“ und

„Le Divertissement“, die zwischen

1949 und 1952 entstanden sind und

seit über 60 Jahren als

verschollen galten. ~ Weitere Specials:

~ Kinkdom Come. Die englische Band 20 Jahre sind seit der nicht The Kinks und das Kino offiziellen Auflösung der

legendären britischen Band The

Kinks vergangen. Die Truppe um

Mastermind Ray Davies und dessen

Bruder und Gitarristen Dave zählt

zu den Pionieren des Punk und

Britpop und brachte Hits wie

„Return to Waterloo“ hervor. Der

Londoner Musikvideo und

-filmregisseur Julien Temple hat

dem Geschwisterpaar mit „Kinkdom

come: Dave Davies“ (2011) und „Ray

Davies: Imaginary Man“ (2010) zwei

Dokus gewidmet, die der 63-Jährige

nun persönlich in Wien

präsentiert. Zudem stehen zwei von

Ray Davies inszenierte Filme,

„Weird Nightmare“ und „Return to

Waterloo“, auf dem Programm. Das Rebellische Bild. Noticieros Mit dem Triumph der Kubanischen - Kubanische Wochenschauen Revolution wurde der Grundstein 1960-1970 zum Filminstitut ICAIC gelegt, das

fortan die „Noticieros“

produzierte - maximal zehnminütige

Wochenschauen, die in den Kinos

vor dem Hauptfilm gezeigt wurden.

1.493 Ausgaben sind im Laufe von

drei Jahrzehnten entstanden, und

behandelten die Themen Innen- und

Weltpolitik, Kultur, Technik,

Wissenschaft, Sport und

Alltagsleben. Anfangs eher

konventionell gestaltet, erschuf

der experimentelle Regisseur

Santiago Alvarez bald kleine

Kunstwerke. Das Viennale-Programm

zeigt ausgewählte Noticieros aus

den 60er-Jahren, die über sechs

kuratierte Programme den Fortgang

der Revolution und die Geburt

einer neuen kubanischen

Gesellschaft erlebbar machen. Analog Pleasure. Part 1. Das Quentin Tarantinos in 70mm Filmfestival als Kinemathek veröffentlichter Western „The

Hateful Eight“ (2015) hat gezeigt:

In Zeiten der Digitalisierung

kommt auch dem analogen Kino

wieder mehr Aufmerksamkeit zu.

Unter dem Titel „Analog Pleasure“

zeigt die Viennale nun ausgewählte

Werke in den Filmformaten 8mm,

16mm, 35mm und 70mm so, wie sie

von ihren Machern erdacht wurden.

Dabei bringe jedes Format „eigene

Bild- und Erfahrungswelten

hervor“: Da flackern Super-8-Filme

aus dem Kosmos des

Künstlerkollektivs Die Tödliche

Doris begleitet vom

Projektoren-Knattern über die

Leinwand und faltet sich mit der

legendären Stummfilmkomödie

„Playtime“ (1923) von Jacques Tati

eine Welt immer weiter auf. ~ (S E R V I C E - 54. Viennale, in verschiedenen Spielstätten Wiens, 20. Oktober bis 2. November. Ticketvorverkauf ab 15. Oktober. Programm ab 20 Uhr online auf www.viennale.at)