Kinder dürfen Helden sein: „Mio, mein Mio“ im Theater der Jugend

Wien (APA) - Nach mehr als zehn Jahren hat das Theater der Jugend wieder Astrid Lindgrens Klassiker „Mio, mein Mio“ auf den Spielplan gesetz...

Wien (APA) - Nach mehr als zehn Jahren hat das Theater der Jugend wieder Astrid Lindgrens Klassiker „Mio, mein Mio“ auf den Spielplan gesetzt. Die reduzierte Inszenierung von Stefan Behrendt überzeugt durch fantasieanregende Ausstattung und Tempo. Hauptdarsteller Stefan Rosenthal gibt den liebenswerten Waisenjungen Bosse, der im Reich seines verloren geglaubten Vaters zum Helden wird.

Die Welt des kleinen Bosse ist trist: Seine Adoptiveltern nörgeln an ihm herum, vermuten in seinem biologischen Vater einen Versager und lassen den Neunjährigen wissen, dass sie eigentlich lieber ein Mädchen adoptiert hätten und es der größte Fehler ihres Lebens war, stattdessen Bosse mit nach Hause zu nehmen. Als er mutlos durch einen Stockholmer Park streift, fällt ihm jedoch eine leuchtende Flasche in die Hände: Und schon nimmt ihn der nunmehr befreite Flaschengeist in einem überdimensionalen Papierflieger (Ausstattung: Mathias Rümmler) mit ins „Land der Ferne“. Zu Bosses großer Überraschung ist sein Vater dort König und lässt dem Buben alle erdenklichen Freiheiten.

Auch einen besten Freund bekommt Bosse, der von seinem Vater (Michael Schusser) Mio gerufen wird, zur Seite gestellt. Luka Dimic gibt Jum Jum als treuen Begleiter, der Mio auf seiner Reise zum Heldentum stets ermunternd zur Seite steht. Gemeinsam brechen sie auf, um den bösen Ritter Kato aufzuspüren, der zahlreiche Kinder des Königreichs entführt und die Eltern verzweifelt zurückgelassen hat. Um dessen steinernes Herz zu durchbohren, muss Mio sich allerdings auf die Suche nach dem Schmied machen, der ihm ein ganz besonderes Schwert überreicht. Auf dem Weg begegnen den Buben Landstreicher, weinende Mütter und nicht zuletzt die Späher des Ritters, in deren Fänge sie schließlich geraten.

Viele spannende Elemente, die in ihrer Einfachheit überzeugen (rote Fahrradlampen über den Augen der Späher, der böse Ritter reitet auf einem Segway ein, Mio auf einem Steckenpferd mit Couch-Sattel), lassen die jungen Theaterbesucher immer wieder von ihren Sitzen springen. Vereinzelt vermisst man logische Übergänge, die sich in Folge jedoch in der Handlung erschließen.

Zu den bösen Adoptiveltern kehrt Mio selbstredend nicht mehr zurück. Das 1954 veröffentlichte Kinderbuch, das neben zahlreichen Theateradaptionen 1987 auch verfilmt wurde, hat in seiner Thematik nichts an Aktualität eingebüßt. Kinder, die vernachlässigt und gedemütigt werden, gibt es leider immer noch. Dass jedes Kind das Recht darauf hat, Kind zu sein - laut zu lachen, zu spielen und auch mal ein Held zu sein - ist die schöne Botschaft von „Mio, mein Mio.“ Das junge Publikum würdigte die zweistündige Inszenierung mit frenetischem Applaus.

(S E R V I C E - „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren im Theater der Jugend. Regie: Stefan Behrendt, Ausstattung und Licht: Mathias Rümmler. Mit u.a. Stefan Rosenthal, Luka Dimic und Frank Engelhardt. Weitere Termine: 12. bis 15., 17. bis 22., 24. und 25. Oktober, sowie am 4. und 5. November. Infos und Karten unter www.tdj.at)

(A V I S O - Die vorliegende Kritik bezieht sich auf eine Vorpremiere.)