Skispringen: Kraft, Hayböck wollen diesmal von Beginn an mitmischen
Salzburg/Linz (APA) - Rund sechs Wochen vor Beginn des Skisprung-Weltcups in Kuusamo rückt der Fokus der ÖSV-Adler immer mehr in Richtung WM...
Salzburg/Linz (APA) - Rund sechs Wochen vor Beginn des Skisprung-Weltcups in Kuusamo rückt der Fokus der ÖSV-Adler immer mehr in Richtung WM-Winter. Nach Abschluss des Sommer-Grand-Prix und der Einkleidung geht es diese Woche in Bischofshofen bzw. Eisenerz um die österreichischen Meistertitel. Österreichs aktuell beste Springer, Stefan Kraft und Michael Hayböck, wollen diesmal im Weltcup von Beginn an vorne mitmischen.
Doch ehe es nach Finnland geht, haben Kraft und Co. noch ein intensives Programm vor sich: ein Trainingskurs in der Ramsau sowie je ein Sprungtag in Garmisch und Oberstdorf sind geplant. Zudem steht vom 23. bis 30. Oktober auch der obligate Aktivurlaub auf Zypern auf dem Programm.
All dies wird ohne den Jahre langen Teamleader Gregor Schlierenzauer stattfinden. Der 53-fache Weltcup-Rekordsieger erholt sich von einer Knieoperation und wird sich erst spät entscheiden, wann und wie es mit seiner Karriere weitergeht.
Damit sind also Kraft und Hayböck erneut die Leitfiguren im Adlerhorst von Cheftrainer Heinz Kuttin. Das private „Nest“ ist für beide Springer in Bau bzw. schon fertig: Kraft baut in Oberalm gerade ein Haus, sein Freund und Zimmerkollege Hayböck hat eben in Anif eine Dachgeschoßwohnung mit Freundin Claudia bezogen.
Kraft hat sich für die bevorstehende WM-Saison kein bestimmtes Ziel gesetzt. „Ich möchte die gesamte Saison vom Start weg in Kuusamo vorne dabei sein“, sagte Kraft vor Kurzem gegenüber der APA in Salzburg. „Jetzt sind wir eh zwei Jahre erst zur Tournee so richtig in Schuss gekommen“, erinnerte sich der 23-jährige Vierschanzen-Tourneesieger (2014/15). „Jetzt wäre es das große Ziel, dass es schon beim ersten Wettkampf einmal rascheln würde.“
Etwas präziser sieht es Hayböck, der aber ebenfalls schneller in die Saison starten will. Zumal es diesmal nicht im wenig winterlichen Klingenthal (erst zweite Station), sondern in Kuusamo losgeht. Hayböck hat 2016 die WM-Generalprobe auf beiden Schanzen in Lahti gewonnen.
„Es ist klar, dass ich dort sehr gern hinfahre, weil ich natürlich gute Erinnerungen habe“, meinte Hayböck mit verschmitzem Lächeln. Bei der vergangenen WM in Falun sei es ihm schon bei der Generalprobe nicht nach Wunsch gelaufen. Doch in Finnland soll das anders sein. „Es wird das große Ziel sein, da eine Einzelmedaille mitheimzunehmen“, hofft der mittlerweile 25-jährige Oberösterreicher.
Erfreut nehmen beide ÖSV-Athleten zur Kenntnis, dass es mit „Raw Air“, einer norwegischen Weltcup-Serie samt Wertung der Qualifikationen, eine neue, auch lukrative „Tournee“ gibt. Kraft dazu: „Ja, da kann ich die Quali nicht mehr auslassen, was ich sehr gern tue. Aber ich finde das voll cool. Es ist genau das, was man sich wünscht - ein kompaktes, dichtes Programm, wo es jeden Tag zur Sache geht.“ Und auch das für Skispringer satte Preisgeld (60.000 Euro für den Gesamtsieger, 30.000 für den Zweiten, 10.000 für den Dritten) freut ihn: „Da habe ich blöd geschaut.“
Die Weltcup-Saison wird intensiv wie immer, unmittelbar vor den Nordischen Weltmeisterschaften gibt es auch schon einen Vorgeschmack auf den großen Höhepunkt 2018: die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Denn vor dem Lahti-Trip steht eine Asien-Reise zunächst nach Sapporo und gleich danach zum Olympia-Schauplatz nach Südkorea auf dem Terminkalender.
„Das ist super geplant, weil es gleich nach Sapporo ist. Die Asien-Reise, die WM, dann die Norwegen-Tour - das wird schon zach. Aber wenn man im Gesamt-Weltcup vorne mitspringen will, dann darf man sowieso nichts auslassen“, erklärte Kraft. Besonders wenn man in Form sei, sei das kein Problem und Kraft erinnerte an Peter Prevc, den Dominator der vergangenen Saison. „So eine Saison geht nicht zwei, drei Mal hintereinander. Das kann ich mir nicht vorstellen“, glaubt Kraft nicht, dass der Slowene neuerlich so überlegen sein wird.
Immerhin müssen sich die Springer nicht mit allzu großen Reglementänderungen herumschlagen. Neu ist lediglich ein um die Hüfte engerer Sprunganzug. „Es ist keine Riesenumstellung. Man muss fast den Bauch einziehen, dass man in den Anzug reinkommt und die Anzüge anders schneidern, also den Reißverschluss weiter nach unten verlegen“, schilderte Hayböck. Der Abstand zur Hüfte darf nun nur noch zwei statt drei Zentimeter betragen. Damit soll auch verhindert werden, dass manche Springer den Anzug in Richtung Schritt nach unten ziehen, um mehr Fläche in der Luft zu erreichen.
Mit dem rekonvaleszenten Schlierenzauer haben Kraft und Hayböck nur wenig Kontakt. „Wir erfahren nur über den Heinz (Kuttin) hin und wieder etwas. Er ist schon in unserer Whatsapp-Gruppe des Teams drinnen, da hat er sich hin und wieder mal gemeldet“, sagte Hayböck.
Nicht zuletzt deshalb und auch im Hinblick auf die Weltcup- und WM-Teambewerbe ist es freilich wichtig für die ÖSV-Equipe, dass man sich breiter aufstellt. Darum wurde auch verstärkt mit der Trainingsgruppe zwei zusammengearbeitet, um auch die Jungen mit Know-how zu versorgen und auch eine größere Nähe zur Weltspitze herzustellen. Durch die Punkte, die auch die Jungen im Sommer-Grand-Prix geholt haben, ist auch gesichert, dass Österreich mit der Maximal-Zahl von sechs Athleten in den Winter starten darf.