Kitzbühel

Hotelruine weicht Wohnresidenz

Das Traditionshotel „Goldener Löwe“ im St. Johanner Ortszentrum steht seit vielen Jahren leer. Das soll sich bald ändern.
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Der „Goldene Löwe“ in St. Johann soll sich in eine Residenz mit ca. 77 Wohnungen verwandeln. FPÖ und Vertreter der Sozialen Liste befürchten, dass dieses Vorhaben „betuchte Zuagroaste“ anlocken könnte.

Von Miriam Hotter

St. Johann i. T. –Die unendliche Geschichte des „Goldenen Löwen“ in der St. Johanner Speckbacherstraße ist um ein Kapitel reicher: Aus der geplanten Seniorenresidenz wird nun doch nichts, stattdessen soll sich das ehemalige Hotel in eine Wohnresidenz mit ca. 77 Wohnungen sowie Geschäftsflächen verwandeln. Das Projekt wurde in der Gemeinderatssitzung am Dienstag präsentiert.

Die Gesellschaft, die den „Goldenen Löwen“ gekauft hat, nennt sich Residenz Goldener Löwe GmbH. Die Geschäftsführer dieser Gesellschaft sind Jan-Baldem Mennicken (von Trapp Investment Partners GmbH & Co KG mit Sitz in Volders) und Wolfgang Mantl aus Kitzbühel. Die beiden Männer visieren als Baustart das Frühjahr 2017 an, wobei die Abrissarbeiten bereits gestartet sind. Die Baumaßnahmen sollen schließlich bis Ende 2018 abgeschlossen sein.

Bis dahin sieht der Plan wie folgt aus: Der Goldene Löwe wird bis auf die Maximilianstube komplett abgetragen. Zwischen den beiden Gebäuden soll es eine unterirdische Verbindung geben. „Geplant ist auch eine Tiefgarage mit 81 Stellplätzen, wobei die Parkplätze für die Geschäftsflächen noch nicht berücksichtigt wurden“, erklärt Mantl. Die Zufahrt zur Tiefgarage sei künftig über die Schießstandstraße möglich. Für die Wohnungen (hauptsächlich Eigentumswohnungen) haben die Gesellschafter momentan noch eine Größe zwischen 55 und 80 Quadratmetern vorgesehen, „wobei einzelne am Ende auch größer werden können“. Gesamte Wohnnutzfläche: 6957 Quadratmeter. Der Preis: ab 4000 Euro pro Quadratmeter.

Dies sorgte bei den Gemeinderäten für Aufregung. „Ich befürchte, dass man damit etwas schafft, das sich nur betuchte ,Zuagroaste‘ leisten können. Wir sollten schon auf unsere Einheimischen schauen“, sagt etwa Claudia Pali von der FPÖ. Auch Parteikollege Robert Wurzenrainer äußerte Bedenken. „Ich sehe das als reines Spekulationsobjekt“, sagt der Politiker und rechnet vor: „Wenn man die Gesamtnutzfläche von 6957 Quadratmetern mal 4000 nimmt, kommt man auf knapp 27 Millionen Euro.“ Laut Wurzenrainer stand der „Goldene Löwe“ aber nur für elf Millionen Euro zum Verkauf. Dabei bezieht er sich auf ein Angebot im Internet am 5. 5. 2016.

Hotel-Geschichte

1969:

Das Hotel „Goldener Löwe" in St. Johann mit rund 230 Betten und einer Grundstücksfläche von ca. 3500 Quadratmetern wird gebaut. Seitdem wechselte das Hotel mehrmals den Besitzer, die wichtigsten Etappen:

2000:

Ein Kirchberger Hotelier kauft den Dreisternebetrieb.

2007:

Die aus Baden stammende Irina Batlatka erwirbt den „Goldenen Löwen" um sechs Mio. Euro. Später verkauft sie vier Fünftel an den Ukrainer Anatoli Dolesko.

2013:

Die Victus AG kauft den „Goldenen Löwen" und will daraus eine Seniorenresidenz machen.

2016: Als neuer Besitzer tritt die Gesellschaft Residenz Goldener Löwe GmbH auf.

In dieselbe Kerbe schlägt Christine Bernhofer (SoLi). „Ich habe große Bedenken. Ich glaube nicht, dass die Wohnungen für den Otto Normalverbraucher geeignet sind. Ich habe das Gefühl, dass die Gemeinde so lange gewartet hat, bis aus dem Hotel Wohnungen gebaut werden können.“ Bernhofers Listenpartner Peter Wallner sagt dazu: „Wir möchten natürlich, dass mit dem ,Goldenen Löwen‘ etwas passiert, aber mit dieser Lösung bin ich nicht glücklich“, erklärt Wallner. Er sehe „etwas Hotel-mäßiges“ oder soziale Wohnungen als eine Alternative.

Mantl und Mennicken versuchen zu beruhigen. „Es wird ein Stockwerk geben, das leistbarer sein wird“, sagt Mennicken. Demnach sollen die dortigen Wohnungen „unter 4000 Euro pro Quadratmeter kosten.“ Auch Bürgermeister Stefan Seiwald versucht zu beschwichtigen. „Ich wollte auch ein Hotel dort hinbekommen und habe mit sehr vielen Leuten gesprochen, aber ich habe sicher 15 Absagen bekommen. Was haben wir für Alternativen? Wenn wir soziale Wohnungen wollen, müsste die Gemeinde welche kaufen und das kostet uns Millionen“, sagt er und verspricht: „Vermeintlichen illegalen Freizeitwohnsitz-Nutzern werden wir das Leben sehr schwer machen. Unsere Gemeinde ist motiviert, gegen diese Dinge vorzugehen.“ Das Projekt wurde im Gemeinderat am Ende mit 12:7 Stimmen beschlossen.

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