Erste Liga

Geisterspiel statt Schlager im Tivoli

Auf der Nordtribüne werden am Freitag einige Plätze frei bleiben.
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Das Heimspiel des FC Wacker am Freitag im Tivolistadion gegen den LASK wird wohl vor Minuskulisse über die Bühne gehen, dafür soll bei den Amateuren am Samstag die schwarz-grüne Post abgehen.

Von Wolfgang Müller

Innsbruck – Jetzt schlägt’s tatsächlich 13 – in den bisherigen zwölf Runden der zweitklassigen Sky Go Erste Liga ist es den Wacker-Profis gelungen, das Tivoli-Stadion leerzuspielen. Statt einer fünfstelligen Zuschauerzahl im programmierten Schlager gegen den LASK wird am Freitag ein Geisterspiel über die Bühne gehen. Wurde in den letzten Heimpartien der Schwarz-Grünen die 2000er-Marke jeweils unterschritten (1981 gegen Kapfenberg, 1608 gegen Wr. Neustadt), droht ein ähnliches, wenn nicht noch drastischeres Szenario gegen den Aufstiegskandidaten aus Linz. Denn die lautstarken Fans der Nordtribüne boykottieren vorerst einmal die Heimspiele. Erst wenn „Leidenschaft und Kampfgeist“ wieder stimmen, will man auf die „Nord“ zurückkehren. „Das ist ein Mittel, den Unmut kundzutun, das muss man auch akzeptieren. Gerade jetzt hätten wir die Unterstützung gebraucht. Es liegt an uns, die Fans zurückzuholen und wieder in die Spur zu kommen“, erklärte General Manager Alfred Hörtnagl.

Trainer Thomas Grumser, der vorerst bis Jahresende als Chefcoach des FC Wacker für neuen Schwung sorgen soll, kommt damit unschuldig zum Handkuss. Schon paradox, dass ausgerechnet jetzt, wo der 36-Jährige im Tivoli auf der Bank sitzt, jene Geisterspiele drohen, die er als Amateure-Coach in der Westliga eigentlich gewohnt war. Dafür kommt Andi Schrott als neuer Trainer der Amateurmannschaft in den Genuss von stimmungsvollen Heimspielen. Denn die Wacker-Fan-Klubs riefen ihre Mitglieder auf, den schwarz-grünen Nachwuchs lautstark zu unterstützen. „Weitersagen, Freunde einladen, keine Ausreden. Gemeinsam bringen wir den W1-Platz zum Kochen!“, wird im Netz aufgerufen.

Die Nordtribüne wird am Freitag ziemlich leer und ruhig sein, denn die Fan-Klubs rufen intern zum gemeinsamen Besuch der Wacker Amateure auf. 2007 wurde schon einmal ein Spiel - ebenfalls gegen den LASK - boykottiert.
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Apropos Andi Schrott – als Wacker-Profi erlebte der Absamer schon einmal einen Boykott. Im August 2007 blieb die „Nord“ einem Heimspiel – pikanterweise auch gegen den LASK – fern. Damals platzte den Fans nach einer Negativserie von nur einem Sieg in 25 Ligaspielen der Kragen. Immerhin noch 4500 Zuschauer gingen nach einer 1:2-Niederlage gegen die Linzer enttäuscht nach Hause. Es folgte mit Saisonende 2008 der Abstieg in die zweite Liga. Nach zwei Jahren meldete sich der Tiroler Traditionsklub in der Erstklassigkeit zurück, um sich 2014 wieder aus der höchsten österreichischen Spielklasse zu verabschieden.

Schnee von gestern, die Gegenwart ist freilich noch ernüchternder bzw. gespenstischer. Nur Achter nach einem Saisondrittel in der Zweitklassigkeit, Geisterspiele im Tivoli, Jubel und Trubel eine Klasse tiefer auf dem Trainingsplatz – fast schon zum Schmunzeln, wenn es nicht so ernst wäre.