Stichwort: Schiitische Ashura-Feiern

Wien/Kerbala (APA) - Die Ashura-Feierlichkeiten bilden ein zentrales Element der Glaubensrichtung des schiitischen Islam. Dabei gedenken die...

Wien/Kerbala (APA) - Die Ashura-Feierlichkeiten bilden ein zentrales Element der Glaubensrichtung des schiitischen Islam. Dabei gedenken die Schiiten des Märtyrertodes des Imam Hussein, eines direkten Nachkommen des Propheten Mohammed, vor mehr als 1.300 Jahren.

In den letzten Jahren waren Ashura-Feiern in mehreren Ländern immer wieder von blutigen Anschlägen überschattet, die meist auf das Konto sunnitischer Extremisten gingen.

Die größten Feiern finden im Iran, Irak, Libanon und in Pakistan statt. Für die schiitischen Muslime ist das Ashura-Fest im „Trauermonat“ Muharram die wichtigste religiöse Feier. Dabei gedenken sie der Schlacht um Kerbala, die nach christlicher Zeitrechnung im Jahr 680 stattfand.

Bei diesem Gefecht am 10. Tag des (nach dem Mondkalender berechneten) Muharram wurden der Imam Hussein, ein Enkel des Propheten Mohammed, und 72 seiner Anhänger, darunter fast alle seine männlichen Verwandten, von einer überlegenen Streitmacht niedergemetzelt.

Die Ashura-Rituale finden in den ersten zehn (arabisch: ashara) Tagen des Muharram statt, wobei täglich ein anderes Ereignis im Mittelpunkt steht. Höhepunkt und Abschluss der Trauerzeremonien ist der zehnte Tag. Die Trauerriten umfassen Erzählungen, Prozessionen und die kultische Inszenierung des Martyriums Husseins. Tausende Gläubige ziehen durch die Straßen und empfinden die Leiden Husseins nach, bis hin zu blutigen Selbstgeißelungen.

Wie sein Vater, der ermordete Kalif Ali, hatte Hussein Anspruch auf die wahre Nachfolge Mohammeds erhoben. Ali war ein Cousin des Propheten und heiratete dessen Tochter Fatima. 656 wurde er nach der Ermordung des Kalifen Othman zu dessen Nachfolger proklamiert. 661 wurde er in Kufa im heutigen Irak von einem Attentäter erstochen. Muawiyya, der Begründer der Omayyaden-Dynastie, ergriff die Macht. Alis Sohn Hussein starb im Kampf gegen Yazid, Sohn des Muawiyya, in Kerbala.

Aus der Anhängerschaft Alis entwickelte sich die „Shiat Ali“ („Partei Alis“). Die Schiiten erkennen nur Ali und dessen Nachkommen als Nachfolger des Propheten an. Die größte Gruppe, die sogenannten Zwölferschiiten, verehrt zwölf Imame (arabisch „Vorsteher“), beginnend mit Ali sowie dessen Söhnen Hassan und Hussein aus der Ehe mit der Prophetentochter Fatima. Der Zwölfte Imam entschwand nach schiitischer Glaubenslehre 941 n. Chr. im heutigen Irak in die Verborgenheit. Er soll einst als Mahdi („Erlöser“) kurz vor dem Ende der Welt wieder in Erscheinung treten.