Höhere Dosis von Influenza-Vakzin besser für Senioren

Wien/Ottawa (APA) - Die nächste Influenza-Welle kommt bestimmt. Die Wirkung der Impfung ist verglichen mit anderen Immunisierungen nicht opt...

Wien/Ottawa (APA) - Die nächste Influenza-Welle kommt bestimmt. Die Wirkung der Impfung ist verglichen mit anderen Immunisierungen nicht optimal, doch der Nutzen ist durch viele Studien belegt. Eine Untersuchung aus Kanada spricht jetzt für die Verwendung einer Hochdosis-Vakzine bei Menschen über 65. Der Impfschutz erhöht sich bei einer deutlichen Kostenersparnis, wie es in „Human Vaccines & Immunotherpeutics“ heißt.

Bereits im August 2014 ist eine groß angelegte wissenschaftliche Studie im New England Journal of Medicine erschienen, in welcher die Resultate eines Vergleichs der Impfung von 31.989 Probanden im Alter über 65 entweder mit einer herkömmlichen Influenzavakzine (drei Antigene mit je 15 Mikrogramm pro Dosis) oder mit einem in den USA und Kanada zugelassenen Hochdosis-Impfstoff (drei Antigene mit je 60 Mikrogramm pro Dosis) verglichen wurden. Laut den Wissenschaftern um Carlos DiazGranados und seinen Co-Autoren erhöhte sich dadurch die Schutzwirkung vor der Influenza um 24 Prozent.

Dieser Effekt ist gut und erwünscht, weil die Influenza-Impfung bei weitem nicht die extrem hohe Schutzrate wie andere Immunisierungen (95 Prozent und darüber) aufweist. Sie beträgt bei Erwachsenen laut dem Wiener Spezialisten Herwig Kollaritsch zwischen 54 und 84 Prozent, 16 bis 64 Prozent bei Senioren und 41 bis 71 Prozent bei Kindern unter 16 Jahren. Der Reise- und Tropenmediziner betonte dazu aber: „Die Hospitalisierungsrate ist bei Influenza-Geimpften um 27 Prozent geringer, das Sterberisiko um fast 50 Prozent.“ 90 Prozent der Influenza-Todesfälle treten unter Senioren auf. Laut österreichischem Impfplan sollten sich möglichst alle Menschen gegen die Influenza schützen.

Jetzt zeigt eine weitere Auswertung der amerikanisch-kanadischen Studie auch die Kostenvorteile der hoch dosierten Vakzine bei Senioren. „An gesamten Gesundheitsausgaben ersparte eine Impfung 47 Kanadische Dollar (32,08 Euro)“, wurde Studienautor Ayman Chit (Sanofi Pasteur) zitiert. Rechne man Produktivitätskosten und Ausgaben für OTC-Medikamente hinzu, seien es 60 Kanadische Dollar (54,16 Euro). Seit Jahren gibt es für Senioren Influenza-Vakzine, welche durch ein Adjuvans als „Verstärker“ speziell für betagte Menschen geeignet sind, die nicht mehr so gut auf Impfungen ansprechen.

Für die Influenza-Saison 2016/2017 hat die WHO Vakzine empfohlen, die Antigene von A/California/7/2009(H1N1)-Influenzaviren enthalten, die dem damaligen Pandemie-Erreger entsprechen. Hinzu kommt ein Antigen eines Influenza A(H3N2)-Virus (Hongkong/4801/2014 und eines Influenza B-Virus (Brisbane/60/2008-ähnlich). Bei Vakzinen mit zwei Influenza-B-Komponenten sollte zusätzlich ein Antigen eines ursprünglich in Phuket entdeckten Virus enthalten sein (Phukeht/3073/2013-ähnlich). Zu hoffen wäre, dass 2016/2017 die Vakzine zu den während der Influenza-Welle tatsächlich grassierenden Erregern besser passt als 2015/2016. Da war die Schutzwirkung bei der Influenza B eher schlecht. Die Viren hatten sich etwas verändert.

Der Problematik, dass jedes Jahr wieder eine neue Influenza-Vakzin-Zusammensetzung bestimmt und gehofft werden muss, dass sie auch richtig ausfällt, versuchen die Wissenschafter schon seit langem beizukommen. Hier zeichnet sich eventuell für die kommenden Jahre ein echter Durchbruch ab. Im Herbst vergangenen Jahre sind in Nature Medicine und in Science zwei wissenschaftliche Studien erschienen, welche mit neuen Vakzinen an Mäusen und anderen Versuchstieren durchgeführt worden waren. Als Antigene wurden Teile des Hämagglutinin-Membranbestandteils von Influenza A-Viren verwendet. Diese „Stammanteile“ des Hämagglutinins sind bei den unterschiedlichen Influenza-A-Viren offenbar gleich. Dadurch waren die Versuchstiere nach der Immunisierung offenbar gegen eine ganze Reihe unterschiedlicher Influenza-A-Erreger geschützt (z.B. sowohl gegen A/H1N1-Viren als auch gegen A/H5N1-Viren). Klinische Studien mit Probanden sind bereits angelaufen.

Laut Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES) sind in Österreich in der Saison 2014/15 rund 3.000 Personen an den Folgen einer Influenza verstorben. Das seien mehr als sechs Mal so viele Opfer wie jährlich auf Österreichs Straßen ums Leben kommen, hieß es am Mittwoch in eine Aussendung. Damit fordere die Influenza derzeit in Österreich die meisten Todesfälle unter den per Impfung verhinderbaren Erkrankungen. „Und das obwohl ungefähr jeder zweite Influenza-Todesfall vermieden werden könnte, wenn sich all jene, die ein hohes Risiko für Komplikationen haben, jährlich impfen ließen“, betonte dazu Kollaritsch.