Handwerk und Gewerbe in Tirol blicken skeptisch in die Zukunft
Trotz einiger Lichtblicke sorgen zurückhaltende Konjunkturprognosen für Unsicherheit in Tirols Handwerk und Gewerbe und dämpfen die Erwartungshaltung für die weiteren Monate.
Innsbruck – Das erste Halbjahr 2016 hat für das Tiroler Gewerbe und Handwerk ein kleines Plus gebracht, das dritte Quartal sei besser verlaufen als im Vorjahr, für das vierte Quartal seien die Unternehmer optimistischer, fasst Walter Bornett, Direktor der KMU-Forschung Austria, die vergangenen Monate zusammen. Damit habe sich das Tiroler Gewerbe und Handwerk deutlich besser entwickelt als in den meisten anderen Bundesländern, schreibt die Wirtschaftskammer Tirol (WK) in einer Aussendung am Mittwoch.
Jedoch weise das nominelle Wachstum (preisbereinigt) sogar ein leichtes Minus aus. „Wir als Forscher teilen daher den allgemeinen Optimismus nicht ganz, denn die gesamtwirtschaftlichen Prognosen gehen wieder leicht zurück“, so Bornett. Es wäre schon positiv, wenn das vierte Quartal keine Tendenz nach unten zeigt, sodass am Jahresende ein kleines reales Wachstum von ein bis zwei Prozent herausschauen könnte.
Weniger Betriebe mit Auslastungsproblemen
Hoffnung gebe das zu Ende gegangene dritte Quartal. Hier sei Tirol Nummer eins bei der Beurteilung der Geschäftslage, fast ein Drittel der Betriebe beurteilen diese als „gut“. Nach der Talfahrt der letzten zwei Quartale zeige das Barometer in allen Sektoren des Gewerbe und Handwerks wieder nach oben. So würden vor allem Bau und Baunebengewerbe gestiegene Auftragsbestände melden. Der Anteil von Betrieben mit Auslastungsproblemen sei von 40 auf 36 Prozent gesunken. „Die positive Entwicklung setzt auf sehr schlechtem Niveau an. In konjunkturell guten Zeiten sollten alle Betriebe ausgelastet sein,“ erläutert Bornett.
Für das restliche Geschäftsjahr gibt sich die Branche recht optimistisch. Die Betriebe wollen im Durchschnitt um rund 2,3 Prozent mehr Personal einstellen. Bei rund 60.000 Beschäftigten könnten so rund 1400 neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, schreibt die WK Tirol. Auch seien die Betriebe wieder bereit, vermehrt Lehrlinge einzustellen, wenn sich die geschäftlichen Aussichten bessern.
Umdenken im Betriebsanlagenrecht „notwendig“
Der Obmann der Sparte Handwerk und Gewerbe, Georg Steixner verlangte erneut die Verlängerung des Handwerkerbonusses. Für ihn sei es unverständlich, dass dieser nur weiterbestehen bleibe, wenn das österreichweite Wirtschaftswachstum heuer 1,5 Prozent nicht überschreitet. „Das ist nicht gerecht. Denn es geht hier um die Gewerbe und Handwerksbetriebe, also müsste man auch von der Konjunktur nur in dieser Branche ausgehen“, betont der Spartenobmann.
Ebenso forderte Steixner von der Politik ein Umdenken im Betriebsanlagenrecht und beim Thema flexible Arbeitszeiten. Das Betriebsanlagenrecht würde Investitionen hemmen und zudem Betriebsübergaben immer schwieriger gestalten. (TT.com)