Wettbewerbsdisput - Auch MA 48-Chef hat für Siegerprojekt gestimmt

Wien (APA) - Die Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) soll ein Bauprojekt für die MA 48 deshalb begraben haben, weil die Wettbewerbsjury nicht ...

Wien (APA) - Die Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) soll ein Bauprojekt für die MA 48 deshalb begraben haben, weil die Wettbewerbsjury nicht die von MA 48-Chef Josef Thon favorisierte Einreichung - ein Gebäude in Mülltonnenform - votiert hatte. Laut Architektenkammer ist die Abstimmung für das Siegerprojekt allerdings einstimmig gefallen und wurde somit auch von Jurymitglied Thon unterstützt.

Die Stadt hatte 2013 einen geladenen Wettbewerb für ein Bürogebäude an der Ecke Lidlgasse/Richthausenstraße für das Baureferat der Müllentsorgungsabteilung ausgelobt. Sechs Teilnehmer wurden um Vorschläge gebeten. Eine Einreichung sah die nun heftig debattierte Form eines überdimensionierten Coloniakübels vor. In der Fachjury zum Wettbewerb saßen sieben Personen - darunter auch Vertreter der Stadt wie Franz Kobermaier, Leiter der MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung), und eben Thon.

„Die Behauptung von Stadträtin Sima, die Stadt sei bei diesem Projekt überstimmt worden, ist nachweislich falsch“, versicherte Christoph Mayrhofer, in der Kammer als Sektionsvorsitzender Architekten tätig. Denn über jedes der sechs eingereichten Projekte sei einzeln abgestimmt worden. Und für jene Idee, die letztendlich als Sieger hervorgegangen ist und die ein eher straightes Gebäude aus orangen Containermodulen vorgesehen hätte, gab es keine Ablehnung. Soll heißen: Alle Jurymitglieder - auch Thon - stimmten für das letztendlich nicht realisierte Projekt. „Das hat nicht gegen den Willen der Stadt gewonnen“, untermauerte der Kammerfunktionär.

Die Mülltonnen-Variante ging mit zwei Pro- gegen fünf Contra-Stimmen aus. Laut Mayrhofer war es somit der am schlechtesten bewertete Entwurf.

Sima hatte zuvor angekündigt, die Wettbewerbe in Wien neu - sprich kostengünstiger und zeitsparender - aufstellen zu wollen. Man fasse das in dem Sinn positiv auf, als dass man künftig auch im Büro Sima Wettbewerbe korrekt abführen wolle und stelle die eigene Expertise gern zur Verfügung. Mayrhofer vergaß aber nicht zu betonen, dass die für die MA 48 zuständige Stadträtin nicht mit der Stadt Wien als ganzes gleichzusetzen sei: „Sie hat hier eine sehr eigene Haltung.“ Mit dem übrigen Magistrat arbeite man sehr gut zusammen.

Ob Sima ob der Causa rücktrittsreif sei? „Wir legen niemandem einen Rücktritt nahe“, so der Kammervertreter. Aber klar sei schon: „Wenn sich jemand mit seinen Aussagen so öffentlich gegen die baukulturellen Grundsätze des Gemeinderats und zudem gegen das Vergaberecht stellt, dann reicht er meiner Meinung nach sowieso automatisch seinen Rücktritt ein.“

Die FPÖ stieß sich heute vor allem am finanziellen Aspekt der Angelegenheit. „Wieviel Steuergeld die Vorbereitung des letztendlich abgesagten Projekts gekostet hat“, fragte sich Mandatar Udo Guggenbichler per Aussendung. Er will die Frage auch in der nächsten Gemeinderatssitzung debattiert wissen.