Al-Bakrs Verteidiger kritisiert Sachsens Justiz scharf

Leipzig/Berlin (APA/AFP) - Nach dem Tod des syrischen Terrorverdächtige Jaber al-Bakr hat dessen Pflichtverteidiger am Mittwochabend scharfe...

Leipzig/Berlin (APA/AFP) - Nach dem Tod des syrischen Terrorverdächtige Jaber al-Bakr hat dessen Pflichtverteidiger am Mittwochabend scharfe Kritik an der sächsischen Justiz geäußert: „Ich bin wahnsinnig schockiert und absolut fassungslos, dass so etwas passieren kann“, sagte der Rechtsanwalt Alexander Hübner dem „Focus“. Er sprach von einem „Justizskandal“.

Hübner sagte, den Verantwortlichen der Justizvollzugsanstalt sei das Suizid-Risiko des Beschuldigten bekannt gewesen und auch im Protokoll vermerkt worden.

„Er hatte bereits Lampen zerschlagen und an Steckdosen manipuliert“, sagte Hübner dem „Focus“. Doch am Nachmittag habe ihm der stellvertretende JVA-Leiter telefonisch versichert, dass der in Einzelhaft sitzende al-Bakr „ständig beobachtet“ werde. Hübner sagte weiter, dass der Terrorverdächtige sich seit seiner Festnahme im Hungerstreik befand. Er habe seit Sonntag nichts gegessen und getrunken.

Der 22-Jährige, der in der Nacht auf Montag festgenommen worden war, hat sich im Gefängnis in Leipzig das Leben genommen. Er habe in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Leipzig Suizid begangen, teilte das sächsische Justizministerium am Mittwochabend mit. Laut Medienberichten erhängte sich der junge Mann, der einen Anschlag auf einen Berliner Flughafen geplant haben soll, in seiner Zelle.

Medienberichten zufolge war al-Bakr als suizidgefährdet eingestuft worden. Ein Sprecher des Justizministeriums in Dresden wollte sich nicht zu den Umständen der Inhaftierung oder des Suizids äußern. Das Justizministerium will sich am Donnerstagvormittag um 11.00 Uhr auf einer Pressekonferenz in Dresden näher zu dem Fall äußern.

Al-Bakr war am Samstag bei einem Polizeieinsatz in seiner Wohnung in Chemnitz knapp dem Zugriff der Beamten entkommen. In der Wohnung wurden 1,5 Kilogramm Sprengstoff gefunden. Drei Syrer, bei denen er in Leipzig um einen Platz zum Übernachten gebeten hatte, lieferten ihn jedoch später gefesselt der Polizei aus. Die Ermittler gehen davon aus, dass der syrische Flüchtling Verbindungen zur Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte.