Öffis wieder teurer: Weg für Tarifreform ist frei
Der Innsbrucker Stadtsenat hat der Erhöhung der Öffi-Ticketpreise für 2017 mehrheitlich zugestimmt. Das Volumen der Mehreinnahmen ist fixiert, die Tarifstruktur noch nicht ganz.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –700.000 Euro mehr pro Jahr bräuchten die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB), um zumindest die Lohnkostensteigerungen abzufangen. Tatsächlich will die Stadtkoalition dem Tochterunternehmen 600- bis 630.000 Euro an Zusatzeinnahmen für das kommende Jahr zugestehen. Auf dieses Volumen einigte sich Mittwochabend der Innsbrucker Stadtsenat mehrheitlich. Die Grünen stimmten dagegen.
Wie berichtet, sollen die Mehreinnahmen in Form einer Reform der Öffi-Tarife hereingespielt werden. Eine über den Sommer ausgearbeitete neue Preis- und Angebotsstruktur galt bis zur Sitzung am Mittwoch dem Grunde nach als innerkoalitionär ausverhandelt. Das ist Makulatur. Denn der dem Stadtsenat vorgelegte Entwurf wurde nicht beschlossen. Vielmehr sollen nun in den kommenden 14 Tagen neue Tarifvarianten ausgearbeitet und dem Senat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Das genaue Prozedere dieser Variantenerstellung war gestern noch in Diskussion. Fix ist nur, dass sowohl die Bürgermeisterfraktion Für Innsbruck (FI) und auch die Sozialdemokraten keine eigenen neuen Vorschläge einbringen wollen. Das versicherten zumindest BM Christine Oppitz-Plörer (FI) und SPÖ-Stadtrat Ernst Pechlaner. Für Oppitz-Plörer ist aber unumstößlich, dass auch ein neues Tarifmodell den fixierten finanziellen Rahmen nicht nach unten korrigieren dürfe. Pechlaner sieht bereits im aktuellen Tarifvorschlag durch „Nachschärfungen bei den Ticketarten sowie den Vergünstigungen für Ausgleichszulagen- und Mindestsicherungsbezieher“ eine soziale Verträglichkeit gesichert.
Die neue IVB-Tarifstruktur (Vorschlag)
Mit 1. Februar 2017 soll die Tarifreform der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) Gültigkeit erlangen. An dem ersten Vorschlag an den Senat (siehe unten) wird jedoch in Details noch gefeilt.
Jahresticket: Das Jahresticket soll um 20 Euro von 330 auf 350 Euro angehoben werden. Bis ins Jahr 2019 sind weitere Steigerungen in zwei Etappen auf dann 365 Euro vorgesehen.
Tagesticket: Die 24-Stunden-Gültigkeit beim Tagesticket wird wieder eingeführt, kosten soll es 5,50 statt 5,10 Euro.
Tagesticket 2+: Für 7,90 Euro soll dieses Ticket für fünf Personen (Bsp. 2 Erwachsene und 3 Kinder) nutzbar sein.
Monatsticket: Gilt bisher ein Preis von 49,90 Euro, sollen ab 2017 52,90 Euro fällig werden.
Wochenticket: Hier soll der Preis von 19,90 auf 21,10 Euro steigen.
8-Fahrten-Ticket: Statt Fünf- gibt es ein Achtfahrtenticket für 14 Euro im Vorverkauf (ansonst: 20 €).
Einzelticket: Die 2,30 € im VVK bleiben, ansonst: 2,90 statt 2,70 €.
Auf einen neuen, gemeinsamen Reformentwurf hofft indes Vize-BM Sonja Pitscheider (Grüne). Wo genau die Grünen den Hebel ansetzen wollen, darüber wurde gestern noch diskutiert.
Wünsche hat auch die ÖVP, wenngleich es StR Franz Gruber „schon gewundert hat, dass die Grünen den wirtschaftlichen Rahmen nicht mittragen“. Die VP wolle die (familieninterne) Übertragbarkeit des Jahrestickets thematisieren, sagt Gruber. Er sieht durch die Reform auch Verbesserungen. So würde neben dem 24-Stundenticket auch ein familienfreundliches Tagesticket „2+“ eingeführt.
Nicht zu erwarten ist, dass die Erhöhung des Jahrestickets um 20 Euro auf 350 Euro durch die Nachverhandlungen fallen wird. Bei anderen Tarifen könnten kleinere Adaptionen möglich sein.
Dass die vom Senat prinzipiell freigegebene Tarifreform samt höheren Ticketpreisen der Stadt eine günstigere Ausgangslage in den noch offenen Verhandlungen mit Land und Verkehrsverbund (VVT) bezüglich eines tirolweiten Öffi-Tickets verschaffen soll, weist Oppitz-Plörer zurück.
Die ressortzuständige LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) sagt zu den höheren IVB-Preisen, dass diese „keinen Einfluss auf die Tarifreform 2017“ auf Landesebene haben würden. Der Umsteige-Tarif soll fallen, tirolweite Jahreskarten um bis zu 70 Prozent billiger werden – daran würden Stadt und Land arbeiten, so Felipe.
Hart ins Gericht mit dem IVB-Preisanstieg ging gestern die Liste Fritz. Dieser stehe in keinem Verhältnis zur Entwicklung von Einkommen und Pensionen geschweige denn Lebenshaltungskosten, kritisierte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Sie fordert das Ende der Doppelstrukturen und eine Verschmelzung von VVT und IVB.