In Beethovens Kosmos eingetaucht
Gautier Capuçon und Frank Braley berührten beim 1. Kammerkonzert.
Innsbruck –Der vor einigen Jahren als junger Star am Cello-Firmament gehandelte Gautier Capuçon hat sich definitiv nicht als Sternschnuppe erwiesen, sondern ist inzwischen als heller Fixstern im Musikeruniversum zu sehen. Stars wie die Pianistinnen Martha Argerich und Hélène Grimaud sowie die Dirigenten Valery Gergiev und Daniel Barenboim vertrauen auf die Qualitäten des Franzosen. In dem international als Konzertpianisten tätigen Landsmann Frank Braley hat Gautier Capuçon wohl so etwas wie den kongenialen Kammermusikpartner gefunden. Im Rahmen des 1. Kammerkonzertes brachten die beiden Ludwig van Beethovens 12 Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ G-Dur WoO 45, 12 Variationen über „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ F-Dur op. 66 sowie die Sonaten für Violoncello und Klavier F-Dur op. 5/1 und A-Dur op. 69 zum Leuchten.
Die Hingabe und Intensität, mit der sich die beiden in den Beethoven’schen Kosmos der Werke für Violoncello und Klavier begeben, ist so hinreißend wie ihre Einfühlsamkeit betörend. Wie wunderbar besungen erklang die Sehnsucht Papagenos nach Liebe, wie kraftvoll Lebensmut und Frohsinn herausgestrichen, wie dramatisch die Ereignisse der Welt zugespitzt. Die Sonate A-Dur op. 69, Sinnbild für Themen der Zeit, für Auf- und Umbruch, das Zögern, das Innehalten, mal konfliktfreudig aufeinander losgehend, mal in schmeichelnden Kantilenen verschmelzend, von Capuçon und Braley logisch aufgebaut und sinnstiftend realisiert. Gautier Capuçons Cellogesang, einmal bewundernswert schlank, dann wieder intensiv voll, vom Bass bis in den Diskant ausgeglichen, Braley am Klavier eminent facettenreich, ausgeklügelt die Stimmenbalance. Mit Jules Massenets „Meditation“ und Camille Saint-Saëns’ „Der Schwan“ als Zugaben, facettenreich die Seelen der Zuhörer zart melancholisch wie emotional aufwühlend berührt. (hau)