Flüchtlingsquartier bewegt Eben
30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sollen im Notburgaheim untergebracht werden. Die Gemeinde lud vor Abstimmung darüber zum Infoabend. Die Bevölkerung diskutierte intensiv Pro und Contra.
Von Walter Zwicknagl
Eben –„Seitens der Tiroler Sozialen Dienste GmbH gibt es das Bestreben, das Notburgaheim in Eben als Flüchtlings-Betreuungseinrichtung zu nutzen. Es sollen dort Betreuungsplätze für ca. 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschaffen werden“, hatte BM Josef Hausberger schon vor Tagen die Bevölkerung in einem Flugblatt informiert. Und er lud gleichzeitig zu einer Informationsveranstaltung ein. Das Interesse daran war enorm. Rund 230 Bürger kamen Mittwochabend ins Gemeindezentrum, wo Georg Mackner (Tiroler Soziale Dienste) und Florian Stolz (Abteilung Integration) Aufklärungsarbeit leisteten. „Gibt es das Ja der Gemeinde, sollen im Haus 20 männliche und acht bis zehn weibliche Jugendliche untergebracht werden. Wir reden von einem Vollversorgerheim, in dem rund um die Uhr zwei Betreuer zur Stelle sind“, sagte Mackner. Ihm sei klar, dass es Schwellenängste gebe.
Bislang gebe es keine Entscheidung des Gemeinderates, denn es sei wichtig, die Meinung der Bevölkerung zu hören, meinte der Bürgermeister schon im Vorfeld. Die Abstimmung über ein Ja oder Nein zur geplanten Flüchtlingsunterbringung erfolgte gestern Abend (nach Redaktionsschluss) per Stimmzettel bei der Gemeinderatssitzung.
Keine leichte Aufgabe hatte Pia Krismer als Moderatorin, um manche Emotion aus dem Publikum in den Griff zu bekommen. Es gab viele Fragen: Nach welchen Kriterien würden die Jugendlichen ausgesucht, welche Konsequenzen gebe es, wenn sie straffällig werden oder falsche Pässe auftauchen? Ausbildungsstätten seien kaum im Achental vorhanden, war eine Feststellung, denn dazu müsse man ins Unterland ausweichen. Warum das Haus nicht für betreutes Wohnen genutzt werde, wollten Zuhörer nicht nur einmal wissen. „Das war unsere ursprüngliche Idee, aber wir hätten das Haus nicht voll gebracht“, reagierte BM Hausberger.
„Wir haben lange nach einer Zukunft für das Notburgaheim gesucht“, stellte Provinzoberin Schwester Johanna Maria Neururer von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern fest. Es schmerze, wenn pauschal über das Problem Flucht geredet wird. Derzeit beherbergen die Barmherzigen Schwestern 131 Asylwerber in einem Objekt in Innsbruck. „Wir freuen uns, wenn die Kinder im Garten herumlaufen. Akzeptieren wir sie!“, war ihr Appell. Von seinen Erfahrungen im Heim in Scharnitz berichtete Hubert Praxmarer, der dort für die Flüchtlingseinrichtung verantwortlich ist und von einem strukturierten Tagesablauf sprach.
„Ich mache mir schon Sorgen um meine zwei Mädchen“, sagte eine Mutter, die in der Nähe des Notburgaheimes wohnt. Das Haus nahe der Wallfahrtskirche sei bestimmt nicht der ideale Platz für eine derartige Einrichtung. „Die Polizei darf ja nichts sagen!“, hieß es mehrmals emotional gefärbt, als Major Martin Waldner vom Polizei-Bezirkskommando Schwaz über Erfahrungen mit einer kleinen derartigen Einrichtung im Bezirk berichtete. „Das ist sicher keine Alibi-Veranstaltung. Ich möchte aber daran erinnern, dass es private Anbieter quer durch das Dorf gibt. Die Quote, die uns vorgegeben ist, haben wir jedenfalls noch nicht erfüllt. 45 Asylwerber wären die Vorgabe“, zeigte der Bürgermeister auf. Derzeit leben im Gemeindegebiet von Eben sieben Asylwerber.
„Wir werden das Abstimmungsergebnis akzeptieren“, betonte Georg Mackner. „Ich bin froh, dass die Diskussion weitgehend nicht unterhalb der Gürtellinie verlaufen ist“, meinte Hausberger in seinem Schlusswort.