Kino

,,Inferno“: Die Geheimnisse der Fantasie

© Sony Pictures

In Ron Howards Dan-Brown-Adaption „Inferno“ zielt die Verschwörung auf die Vernichtung der Menschheit ab.

Von Peter Angerer

Innsbruck –Dank ausgiebiger Flugaufnahmen kennen wir lange vor dem Harvard-Professor Robert Langdon (Tom Hanks) den Schauplatz. Der Symbologe liegt mit blutender Kopfwunde im Krankenhaus. Ihn quälen Visionen aus Dantes Höllenkreisen, Pesthauch und Wehklagen hat Hans Zimmer zu einem wummernden Soundtrack verknüpft. Davon erwacht Langdon, dem jede Erinnerung abhandengekommen ist. Er erkennt den Dom von Florenz, die Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones), zufällig ein Fan des Wissenschafters, macht ihn mit seiner Identität vertraut. Als eine (falsche) Polizistin versucht, den prominenten Patienten zu erschießen, ist er schon wieder kräftig genug, mit der Ärztin zu flüchten, die ihm ihre Wohnung als Versteck anbietet.

Nach „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006) und „Illuminati“ (2009) ist der Start des Abenteuers in Ron Howards dritter Verfilmung eines Romans von Dan Brown schon Routine geworden. Nach einigen Bauruinen auf der Suche nach dem Heiligen Gral in Paris und London und der Aufdeckung einer Verschwörung in Rom bleibt auch Florenz in „Inferno“ nicht lange unbeschädigt.

Der Milliardär und Genforscher Bertrand Zobrist (Ben Foster) hat sich von einem Kirchturm gestürzt, demnächst soll ihm die halbe Menschheit in den Tod folgen. Im Internet finden sich obskure Auftritte, bei denen er vor den Folgen von Bevölkerungsexplosion und Umweltzerstörung warnt. Um zumindest den Planeten zu retten, hat er Viren gezüchtet, die das Problem auf drastische Weise lösen werden. Zobrist ist auch in den Museen als Mäzen präsent. Ihm gehörte Dantes Totenmaske, die bis zu deren Diebstahl im Palazzo Vecchio ausgestellt war. Auf den Überwachungsvideos ist Langdon als Dieb zu erkennen, doch die Aufklärung verhindert wieder die falsche Polizistin. Es ist ihr letzter Auftritt, da sie durch die Decke des Salone dei Cinquecento kracht und damit auch Kunstschätze zerstört. Mittlerweile haben Elizabeth Sinskey (Sidse Babett Knudsen), Christoph Bouchard (Omar Sy) für die Weltgesundheitsorganisation und Harry Sims (Irrfan Khan) für eine geheimnisvolle Organisation die Spur des flüchtigen Duos aufgenommen, das seinerseits den Spuren Dantes folgt, die wiederum Zobrist vor seinem Tod ausgelegt hat.

Auf geradezu verblüffende Weise verzichtet der Hollywood-Routinier Ron Howard auf die filmischen Angebote, die Dante in seiner „Göttlichen Komödie“ anbietet, wenn der Autor sich als Figur von seinem Führer in die Geheimnisse der Fantasie und des Schauens einweisen lässt. In „Inferno“ klappern Langdon und seine Begleiterin auf der obligaten Schnitzeljagd die einschlägigen Touristenziele in Florenz, Venedig und Istanbul ab, um Zeichen und Symbole zu deuten. Die Dynamik besorgt Salvatore Totino mit der Handkamera, die Tom Hanks wie 2013 in „Captain Phillips” umkreist. Außerdem verzichtet Howard auf das gewagte Finale des Romans, was nicht ohne die Zustimmung des Autors geschehen sein kann, denn Dan Brown ist als Produzent beteiligt.