Italien verliert seinen Politclown: Dario Fo gestorben

Mailand/Rom (APA) - Am Tag der Bekanntgabe des Literaturnobelpreisträgers 2016 ist der italienische Dramatiker, Satiriker und Schauspieler D...

Mailand/Rom (APA) - Am Tag der Bekanntgabe des Literaturnobelpreisträgers 2016 ist der italienische Dramatiker, Satiriker und Schauspieler Dario Fo gestorben, der den Preis 1997 für sein Werk erhalten hatte. Der 90-jährige starb Donnerstagfrüh im Mailänder Krankenhaus „Sacco“, in das er vor zwei Wochen wegen Atembeschwerden und starken Rückenschmerzen eingeliefert worden war.

Fo sei wegen Komplikationen in Zusammenhang mit Lungenbeschwerden gestorben, an denen er seit Jahren litt, berichtete sein Arzt Delfino Luigi Legnani. Am Montag habe sich Fos Zustand wesentlich verschlechtert, bis Mittwoch sei der Patient bei Bewusstsein gewesen. Fo hatte bis zuletzt Interesse für die Weltereignisse gezeigt, erklärte der Arzt. Enge Mitarbeiter von ihm lasen ihm aus Zeitungen vor, da Fo Augenprobleme hatte.

1959 gründete Fo zusammen mit seiner Frau die Theatergesellschaft „La compagnia Dario Fo - Franca Rame“. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1960 mit der Komödie „Gli arcangeli non giocano a flipper“ (Erzengel spielen nicht am Flipper). Weitere wichtige Werke sind „Mistero buffo“ (1969), „Morte accidentale di un anarchico“ (Zufälliger Tod eines Anarchisten, 1970) und „Clacson, trombette e pernacchi“ (Hohn der Angst, 1981). Der politisch äußerst engagierte Theatermann galt als Erneuerer der „Commedia dell‘arte“.

„Mit Dario Fo verliert Italien einen der größten Protagonisten des Theaters, der Kultur und des bürgerlichen Lebens. Seine Satire und Arbeit bleiben das Erbe eines großen Italieners in der Welt“, so der italienische Premierminister Matteo Renzi. Italiens Außenminister Paolo Gentiloni würdigte die „außerordentliche Energie und die Freude“, die Dario Fo versprühte. „Der großartige Dario Fo hat uns verlassen“, twitterte Kulturminister Dario Franceschini. Der Senat in Rom hielt eine Schweigeminute zu Ehren des verstorbenen Autors ein.

Auch die Stadt Mailand, in der Fo sein ganzes Leben lang gewirkt hatte, trauert um den Politclown. „Fos Ableben trifft uns zutiefst. Wir verlieren einen der größten Vertreter der Literatur, des Theaters, der italienischen und Mailänder Kultur“, betonte der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala. Dario Fo sei einer der besten Kenner der Zeitgeschichte gewesen. „Mailand wird seine Lehren nicht vergessen“, betonte Sala. Der Bestseller-Autor Roberto Saviano dankte Fo für seine Unterstützung: „Fo war ein Genie des Lebens. Er und seine Frau Franca Rame haben mich immer unterstützt und sind mir bedingungslos zur Seite gestanden. Sie waren echte Freunde, eine Familie.“

Bestürzung löste Fos Tod auch in der Oppositionspartei „Fünf Sterne“ um den Komiker Beppe Grillo aus, die der Theaterautor in den letzten Jahren politisch aktiv unterstützt hatte. „Dario wird immer mit uns sein“, kommentierte Grillo, der Fo 2015 sogar für den Posten des italienischen Staatschefs vorgeschlagen hatte. „Dario Fo ist zu seiner Frau Franca zurückgekehrt und darüber sollten wir uns freuen. Er wird hier jedoch eine tiefe Leere hinterlassen“, so der Fünf Sterne-Politiker Filippo Nogarin, Bürgermeister von Livorno.

Fo hatte sehr unter dem Tod seiner Frau Franca vor drei Jahren gelitten. Die 1929 geborene Rame bildete mit Fo das wohl bekannteste italienische Theatermacher-Duo. Sie war für ihre politisch und sozial engagierten Stücke besonders beliebt. Das Paar heiratete 1954, ein Jahr später kam ihr einziges Kind, Sohn Jacopo Fo, zur Welt. Gemeinsam brachte das Ehepaar überwiegend selbst geschriebene Theaterstücke auf die Bühne, Rame war vor allem wegen ihres Improvisationstalents bekannt. Zwar wurde nur Dario Fo 1997 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, Kenner behaupteten aber, dass seine Partnerin am Werk genauso viel Anteil habe wie er. Mehrere Arbeiten sind in gemeinsamer Autorenschaft entstanden. Fo selbst sprach stets von „unserem Nobelpreis“.

(S E R V I C E - http://www.dariofo.it)