Die Zeit war reif für eine Veränderung
Privat schwebt Christoph Nösig im siebten Himmel. Beruflich sieht der Ötztaler durchaus Luft nach oben.
Von Max Ischia
Innsbruck –Es war ein Schritt, der nicht von langer Hand geplant war. Keiner, der zwingend ins Auge gefasst wurde. Vielmehr einer, den Christoph Nösig als notwendig erachtete, um noch einmal neu durchzustarten. Mit Ausnahme eines vierjährigen Intermezzos bei Blizzard fuhr der Ötztaler von Kindesbeinen an auf Fischer-Ski ab.
Seit dem Frühjahr gibt der Riesentorlauf-Spezialist nun auf Rossignol Gas. Und es wäre nicht Nösig, würde er seinem langjährigen (Ex-)Ausrüster nicht Rosen streuen. „Ich hatte auch vergangenen Winter vollste Unterstützung, aber irgendwie ist es mir nicht gelungen, über die Monate das optimale Set-up zu finden.“ Im Gegensatz zu einem Philipp Schörghofer, wie Nösig anmerkte, der sich auch lange Zeit schwer getan hätte, um im Saisonfinish doch noch durchzustarten.
Der Mannschafts-Weltmeister von Vail/Beaver Creek wartete vergeblich auf ein derartiges Aha-Erlebnis. Was er auch versuchte, an welcher Stellschraube er auch drehte, irgendwie drehte er sich im Kreis, der sich mehr und mehr zu einer Negativ- spirale verformte. „Klar beginnst du irgendwann zu grübeln und stellst dies und das in Frage.“ Auch Gedanken an ein Karriereende hätte es gegeben. Doch die zwischenzeitlichen Zweifel wichen rasch neuem Kampfgeist und der Erkenntnis, etwas Neues zu versuchen. „Auch oder vor allem für den Kopf“, wie der 31-Jährige einräumt.
Mit neuem Material ist auch die Zuversicht ein Stück weit zurückgekehrt. Zu euphorischen Saisonprognosen lässt sich einer wie Nösig aber nicht hinreißen – auch wenn die Vorbereitung top war, auch wenn er rasch Vertrauen zum neuen Material gefunden hat, auch wenn er bei den jüngsten Zeitläufen zumeist dabei war bei der Musik. „Wenn ich etwas aus der Vergangenheit weiß, dann dass man sich von guten Trainingsleistungen nichts kaufen kann. Es zählt einzig und allein das Rennen.“
Los geht’s am nächsten Sonntag auf dem Rettenbachferner. Dort, wo gestern die Teams aus Deutschland und den USA sowie die ÖSV-Damen trainierten. Auch er sei auf eigene Faust ein paar Mal runtergefahren. Weil der Hang aber erst nächste Woche mit Wasser vereist wird, seien die Aufschlüsse enden wollend gewesen. „Ich wollte nur ein bisschen das Gefühl aufschnappen.“
Apropos Gefühl: Privat schwebt Nösig auf Wolke sieben. Am Samstag gab er Langzeitfreundin Corina Stocker in deren Heimatort Haus im Ennstal das Jawort. „Zu heiraten war auch ein Lebens- traum von mir.“ Beruflich sieht Nösig Luft nach oben. Auch oder insbesondere, was den Gletscher-Auftakt in seiner Heimat betrifft. Bislang war ein 19. Platz 2014 das Höchste der Gefühle. „Ich kann nur versprechen, dass ich voll angasen werde.“