Neue Vorwürfe von Frauen bringen Trump weiter in Bedrängnis

Washington (APA/AFP/Reuters) - Eine Flut neuer Enthüllungen über mutmaßliche sexuelle Übergriffe bringt US-Präsidentschaftskandidat Donald T...

Washington (APA/AFP/Reuters) - Eine Flut neuer Enthüllungen über mutmaßliche sexuelle Übergriffe bringt US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump weiter in Bedrängnis. Mehrere US-Medien berichteten am Mittwoch (Ortszeit) über Vorwürfe von sechs Frauen, die Trump unabhängig voneinander beschuldigen, sie sexuell bedrängt und belästigt zu haben. Das Wahlkampfteam des republikanischen Kandidaten wies dies als frei erfunden zurück.

Die frühere Geschäftsfrau Jessica Leeds berichtete der „New York Times“, Trump habe sie Anfang der 80er Jahre während eines Fluges betatscht, als sie zufällig neben ihm in der ersten Klasse gesessen habe. 45 Minuten nach Abflug habe der Geschäftsmann die Armlehne zwischen ihren Sitzen hochgeklappt, ihr an die Brüste gefasst und versucht, seine Hand unter ihren Rock zu schieben. Es habe sich um einen „Überfall“ gehandelt, sagte die heute 74-jährige Leeds. Trump sei „wie eine Krake“ gewesen: „Seine Hände waren überall.“ Sie sei daraufhin auf einen anderen Platz im hinteren Teil der Kabine geflüchtet.

Eine zweite Frau wurde nach eigener Schilderung als damals 22-Jährige im Jahr 2005 im New Yorker Trump Tower von dem Baulöwen belästigt. Sie habe damals am Empfang einer in dem Gebäude ansässigen Immobilienfirma gearbeitet, berichtete Rachel Crooks.

Dem Immobilienmagnaten sei sie erstmals vor einem Lift begegnet. Nachdem sie einander die Hand gegeben hätten, habe er ihre Hand einfach festgehalten und angefangen, sie zu küssen, zunächst auf die Wangen und dann „direkt auf den Mund“, sagte Crooks. „Es war so unangemessen“, sagte die Frau. „Ich habe mich so geärgert, dass er mich für so unbedeutend hielt, dass er sich das erlauben konnte.“

Trump sagte in einem Telefonat mit der „New York Times“: „Nichts von dem ist jemals passiert.“ Laut der Zeitung war der Präsidentschaftskandidat während des Gesprächs sehr aufgebracht und beschimpfte die mit ihm telefonierende Journalistin als „widerwärtigen Menschen“. Der Sender ABC News berichtete, Trump bereite eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung vor. Sein Wahlkampfteam bezeichnete den „NYT“-Bericht als politisch motivierten Angriff auf Trump und versuchten Rufmord.

Das Magazin „People“ veröffentlichte den Bericht einer Redakteurin, die nach eigenen Worten 2005 bei einem Interview massiv von Trump belästigt wurde. „Wir betraten den Raum allein, und Trump schloss die Tür hinter uns“, schilderte Natasha Stoynoff. „Ich drehte mich um, und innerhalb von Sekunden drängte er mich an die Wand und steckte mir seine Zunge in den Hals.“

Die 36-jährige Mindy McGillivray schilderte der „Palm Beach Post“ unterdessen, Trump habe ihr 2003 in seinem Mar-A-Lago-Resort so plötzlich an den Hintern gefasst, dass sie vor Schreck in die Höhe gesprungen sei. Auch zwei frühere Schönheitsköniginnen warfen dem früheren Chef der Miss Universe-Organisation vor, Trump habe sie in der Vergangenheit am Rande von Miss-Wahlen ungefragt geküsst, betatscht und in sein Hotelzimmer eingeladen.

Der Präsidentschaftskandidat war in den vergangenen Tagen bereits durch ein Video von 2005 massiv unter Druck geraten, in dem er damit prahlt, sich wegen seiner Berühmtheit bei Frauen alles erlauben und ihnen einfach zwischen die Beine greifen zu können. Nach dem Bekanntwerden des Videos hatte Trump erklärt, es habe sich lediglich um „Umkleidekabinen-Witze“ gehandelt. Bei dem zweiten TV-Duell mit Clinton sagte er auf die Frage des Moderators, ob er die beschriebenen Handlungen tatsächlich vollzogen habe: „Nein. Das habe ich nicht.“

Eine Clinton-Sprecherin nannte den Bericht der „New York Times“ verstörend. Er lege nahe, dass „das widerliche Verhalten, mit dem er auf dem Band geprahlt hat, mehr ist als nur Gerede“.

Der jüngsten Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge liegt Trump deutlich hinter Clinton. Schon seit Monaten tut sich der 70-Jährige schwer, Frauen für sich zu gewinnen. Die Statistikwebsite FiveThirtyEight veröffentlichte Anfang der Woche eine Übersicht über jüngste entsprechende Erhebungen, die durchgehend einen Vorsprung für seine 68-jährigen Rivalin bei Frauen zeigen. In einem Fall betrug der Abstand 33 Prozentpunkte. Zwar sei dies ein Ausreißer, erklärte der Betreiber Nate Silver. Trotzdem könne man sagen: „Wenn Trump die Wahl verliert, wird es wegen der Frauen sein, die gegen ihn gestimmt haben.“