In Thailand herrscht seit 1782 die Chakri-Dynastie

Bangkok (APA) - Mit Thailands König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) ist das neunte Oberhaupt der Chakri-Dynastie gestorben, die seit 1782 das ...

Bangkok (APA) - Mit Thailands König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) ist das neunte Oberhaupt der Chakri-Dynastie gestorben, die seit 1782 das Herrscherhaus des südostasiatischen Landes bildet. Gründer der Dynastie war der teils chinesischstämmige General Chao Phraya Chakri, nachdem König Taksin dem Wahnsinn verfallen war und hingerichtet wurde.

Die Chakri-Herrscher, deren Name sich auf ein Symbol eines Hindugottes bezieht, wählten ihren Sitz im heutigen Bangkok. Die alte Hauptstadt Ayutthaya war 1767 von den Burmesen zerstört worden, mit denen die früheren thailändische Herrscher lange Krieg geführt hatten.

Zu den herausragenden Chakri-Herrschern zählte König Mongkut (Rama IV.) Er regierte von 1851 bis 1868. Dem breiteren westlichen Publikum wurde er durch das auf der Autobiografie der Britin Anna Leonowens basierende Broadway-Musical „Der König und ich“ bekannt.

Mongkut war angesichts der Entwicklungen in den Nachbarländern zu Verhandlungen über Handelsverträge gezwungen. Gleichzeitig erkannte er den Bedarf für Reformen und Modernisierungen, um nicht von einer europäischen Macht kolonisiert zu werden. Ab 1855 wurde das Land offiziell Siam genannt. Mongkut war mit zahlreichen Frauen liiert und hatte eine riesige Nachkommenschaft.

Große Popularität und Verehrung genießt noch heute sein Nachfolger Chulalongkorn (Rama V.), der von 1868 bis 1910 herrschte. Während seiner Regierungszeit öffnete sich Siam weiter dem Westen, modernisierte sein Militär, Verwaltungssystem, Bildungs- und Rechtswesen, baute die Infrastruktur aus und schaffte die Leibeigenschaft ab.

Chulalongkorn, nach dem auch eine Universität in Bangkok benannt ist, verfügte, dass seine Untertanen statt mit den Händen mit Löffel und Gabel essen sollten. 1897 stattete er Kaiser Franz Joseph in Wien einen Besuch ab. Rama V. konnte durch umfangreiche Gebietsabtretungen an die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich Siam als unabhängigen Staat bewahren.

1932 stürzte das Militär die absolute Monarchie. König Prajadhipok (Rama VII.) dankte 1935 ab. Durch den Umsturz kamen fortschrittliche, europäisch geprägte Kräfte ans Ruder. Der Nationalismus wurde gefördert, was in der Umbenennung Siams in „Thailand“ zum Ausdruck kam, was sinngemäß „Land der Freien“ bedeutet.

Im Zweiten Weltkrieg musste Thailand Japan den Durchzug seiner Truppen auf dem Weg zur geplanten Eroberung Burmas und Indiens erlauben. Ab Mitte 1942 wurde unter unmenschlichen Bedingungen von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen die Thailand-Burma-Eisenbahn gebaut, die den Beinamen „Eisenbahn des Todes“ erhielt. Der Roman und gleichnamige Film „Die Brücke am Kwai“ setzten dieser Zeit ein Denkmal.

Nach der Abdankung von Rama VII. wurde 1935 einer von dessen Verwandten, Prinz Ananda Mahidol als Zehnjähriger zum König Rama VIII. ernannt. Er hatte wie sein Bruder Bhumibol Adulyadej lange Zeit in der Schweiz gelebt. Ananda starb 1946 unter mysteriösen Umständen im Königspalast. Er wurde mit einer Schusswunde im Kopf aufgefunden. Bis heute gibt es keine offizielle Erklärung für seinen Tod.

Ananadas 19-jähriger Bruder Bhumibol trat als Rama IX. dessen Nachfolge an. Er sollte 70 Jahre lang das Land regieren. Zusammen mit seiner Frau Sirikit galt das thailändische Königspaar lange Zeit als Bestandteil des internationalen Jetset. In der Bevölkerung erwarb sich Bhumibol große Beliebtheit, unter anderem durch sein Interesse an den Problemen der Landbevölkerung.

Unter seiner Regentschaft erlebte Thailand aber auch zahlreiche Krisen sowie eine Reihe geglückter oder gescheiterter Putsche durch das Militär. Ein drakonisches Gesetz gegen Majestätsbeleidigung schützte den König und seine Familie vor Kritik.

Nach seinem am Donnerstag verkündeten Tod mit fast 89 Jahren wird Bhumibols ältester Sohn Maha Vajirolongkorn als Rama X. seine Nachfolge antreten. Der neue König steht vor gewaltigen Herausforderung, da im Land große politische Spannungen herrschen und Thailand seit Mai 2014 von einer Militärjunta regiert wird.