Fußball: Infantinos FIFA 2.0: Strukturmaßnahmen im Hochglanzformat
Zürich (APA/dpa) - Nach fast acht Monaten als FIFA-Präsident mit manchen Pannen und Peinlichkeiten hat Gianni Infantino nun einen Maßnahmenk...
Zürich (APA/dpa) - Nach fast acht Monaten als FIFA-Präsident mit manchen Pannen und Peinlichkeiten hat Gianni Infantino nun einen Maßnahmenkatalog zur Fortführung der Reformen im Fußball-Weltverband präsentiert. Unter dem Motto „FIFA 2.0 - Die Vision für die Zukunft“, will der Schweizer bis 2026 mehrere Strukturmaßnahmen durchsetzen.
„Kein internationaler Sportdachverband ist besser positioniert, Weltklasse-Bewerbe zu organisieren, Fans weltweit zu vereinen und Ressourcen für eine maximale Wirkung zur Verfügung zu stellen“, sagte Infantino am ersten Council-Tag in der FIFA-Zentrale in Zürich. Man wolle wieder mehr Kontrolle über ausgegliederte Themenfelder wie das WM-Ticketing bekommen, ist dem mehrseitigen Programm zu entnehmen.
Die lokalen WM-Organisatoren werden an Einfluss verlieren und unter Kontrolle der FIFA-Administration gestellt. In diesen Bereichen war es in den vergangenen Jahrzehnten zu Ethikvergehen zahlreicher Funktionäre gekommen. Ex-Generalsekretär Jerome Valcke stürzte über dubiose Ticketgeschäfte in Brasilien. Gültige Verträge wie beispielsweise mit der umstrittenen Agentur „Match“ für die WM 2018 in Russland werden allerdings nicht angefasst.
Neu verhandelt werden müssen die Bezüge für die Council-Mitglieder, die noch wie die früheren Vertreter im Exekutivkomitee ein Jahressalär von 300.000 Schweizer Franken beziehen. Inwiefern sich die Summe verändern soll, wird in dem neuen Infantino-Vorschlag allerdings nicht ausgeführt. Sie könnte sich demnach theoretisch auch erhöhen. Das Präsidentengehalt war bereits zuvor auf 1,5 Millionen Franken pro Jahr festgelegt worden. Zusätzliche Prämien sind für Infantino ab 2017 wieder möglich.
Das Papier gleicht einer technokratischen Fortsetzung der FIFA-Demokratie-Reformen in deutlich kleinerem Rahmen. Nach der Skandal-Ära unter Ex-Chef Joseph Blatter hatte der Weltverband mehrere Veränderungen in seiner Führungsstruktur beschlossen. Kritiker werfen Infantino vor, diese in mehreren Punkten nicht konsequent implementiert zu haben. Zudem hatte sich die FIFA-Ethikkommission mit möglichen Verfehlungen Infantinos beschäftigt, allerdings keinen Grund für eine Anklage gefunden.
Insgesamt werde die FIFA bis 2026 vier Milliarden Dollar für die Fußball-Entwicklung investieren, versprach der Schweizer nun. Die Zahl der aktiven Fußballerinnen soll auf 60 Millionen weltweit verdoppelt werden. Wie die Maßnahmen konkret umgesetzt werden, wurde allerdings in dem Hochglanzprospekt, den auch die derzeit 32 Council-Mitglieder erhielten, nicht beschrieben. Abstrakt wirkt die Zahl von 60 Prozent der Weltbevölkerung, die 2026 am Fußballgeschehen beteiligt sein sollen - bisher sind es laut FIFA 45 Prozent.
Die von Infantino geplante Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl auf bis zu 48 Teams ab 2026 spielt in dem Konzept keine Rolle. Festgelegt wird lediglich, dass die FIFA-Administration künftig schon im Vergabeprozess ungeeignete Bewerber, die die technischen Kriterien nicht erfüllen, aussortieren darf. Nach alten Regularien hätte dies nun das Council übernehmen müssen. Katar - WM-Gastgeber 2022 - wäre nach diesen neuen Regularien bereits vor der skandalumwitterten Abstimmung im Dezember 2010 aus dem Rennen gewesen.