Tod von König Bhumibol stürzt Thailand in Trauer und Unsicherheit
Bangkok (APA/AFP) - Thailand trauert: König Bhumibol Adulyadej ist am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit in einem Bangkoker Krankenha...
Bangkok (APA/AFP) - Thailand trauert: König Bhumibol Adulyadej ist am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit in einem Bangkoker Krankenhaus gestorben. Der Tod des 88-jährigen, dienstältesten Monarchen der Welt beraubte das gespaltene Land einer Integrationsfigur und verunsicherte viele seiner Untertanen.
Der Militärmachthaber Prayut Chan-o cha rief eine einjährige Staatstrauer aus. Der 64-jährige Kronprinz Maha Vajiralongkorn soll Bhumibols Nachfolge antreten, bat aber um Aufschub.
Der von vielen Thailändern mit nahezu religiöser Hingabe verehrte Bhumibol war seit fast einem Jahr nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Im Juni hatte er sich einer Herzoperation unterzogen. Zuletzt war Bhumibol an ein Beatmungsgerät angeschlossen und musste sich wegen Nierenversagens einer ständige Dialyse unterziehen
Sämtliche Fernsehsender des Landes unterbrachen am Donnerstag ihr Programm und zeigten Schwarz-Weiß-Fotos Bhumibols, bevor ein Nachrichtensprecher die Todesnachricht verlas. Bhumibols Tod stürzt das Land in Unsicherheit. Der König war immer wieder als ein Anker der Stabilität in Zeiten von politischen Spannungen, Staatsstreichen und Unruhen dargestellt worden.
Strenge Gesetze zur Majestätsbeleidigung stellen jegliche Kritik am Königshaus unter Strafe, zahlreiche Menschen landeten deswegen für Jahre im Gefängnis.
Kronprinz Vajiralongkorn ist deutlich weniger bekannt und populär als sein Vater. Er verbrachte viel Zeit im Ausland, vor allem in Deutschland, wo er dieses Jahr ein Anwesen am Starnberger See kaufte. Bhumibols einziger Sohn gilt als begeisterter Pilot und fliegt seine eigene Boeing 737. Seit 1972 ist er der designierte Nachfolger des Königs, der 70 Jahre lang auf dem Thron saß.
Vajiralongkorn bat am Donnerstag um einen Aufschub bei der Thronbesteigung, wie Juntachef Prayut im Fernsehen mitteilte. Der Kronprinz sei mit den Pflichten eines Königs bereits vertraut und werde sie übernehmen, wenn „die geeignete Zeit kommt“, führte der Regierungschef aus. „Ich hoffe, alle verstehen das und verursachen kein Chaos.“
Zunächst war erwartet worden, dass Vajiralongkorn noch bei der Dringlichkeitssitzung zum neuen König ausgerufen wird, zu der sich das Parlament am Abend versammelt hatte. Bhumibol selbst war 1946 noch am Tag der mysteriösen Erschießung seines Bruders zu dessen Nachfolger ernannt worden, bevor er 1950 offiziell gekrönt wurde.
Prayut ordnete an, dass das bekannte thailändische Nachtleben aus Respekt für den Verstorbenen einen Monat lang eingeschränkt werde. Das normalerweise quirlige Rotlichtviertel Nana Plaza in Bangkok war am Abend menschenleer, die auch bei ausländischen Touristen beliebten Bars waren geschlossen.
Für die thailändische Militärregierung, die 2014 die Macht ergriff, bedeutet Bhumibols Tod eine Belastungsprobe. Das Militär unterhält enge Verbindungen zum Königshaus. Viele Menschen in Thailand sehen den Militärcoup von 2014 als einen vorsorglichen Schritt, um eine mögliche Instabilität nach dem befürchteten Ableben des Monarchen verhindern zu können.
US-Präsident Barack Obama bezeichnete Bhumipol, dessen offizieller königlicher Name Rama IX. lautet, in einer Erklärung als „engen Freund“ sowie „unermüdlichen Vorkämpfer“ der Entwicklung seines Landes. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon nannte den verstorbenen König eine „international geachtete Leitfigur der nationalen Einheit“.
Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte, Bhumibol habe sich unermüdlich für Frieden und für das Wohlergehen des thailändischen Volkes eingesetzt. Die Welt habe mit ihm „einen herausragenden Monarchen und ein Staatsoberhaupt verloren, dessen Bedeutung weit über Asien hinausreicht“.
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) retweetete eine Beileidsbekundung von Außenamts-Generalsekretär Michael Linhart, der sich am Donnerstag in Bangkok aufhielt. „Mein tiefstes Beileid der königlichen Familie und dem Volk von Thailand. Da ich in Bangkok bin, fühle ich den Verlust für das thailändische Volk aus erster Hand“, schrieb Linhart.
Das niederländische Außenministerium empfahl seinen Landsleuten in Thailand, „kritische Erklärungen oder Diskussionen über die Dynastie zu vermeiden“. Während der langen Staatstrauer in dem südostasiatischen Königreich sollten sie sich außerdem an die Anweisungen der örtlichen Behörden halten und den angeordneten Beschränkungen Folge leisten.