Vom UN-Flüchtlingskommissar zum UN-Generalsekretär
New York (APA/AFP) - Der neue Mann an der Spitze der Vereinten Nationen hat in seiner langen politischen Karriere schon einige Ämter ausgefü...
New York (APA/AFP) - Der neue Mann an der Spitze der Vereinten Nationen hat in seiner langen politischen Karriere schon einige Ämter ausgefüllt. So war Antonio Guterres portugiesischer Regierungschef und stand zehn Jahre lang dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR vor. Mit seiner Wahl durch die Vollversammlung zum UN-Generalsekretär am Donnerstag gelang dem 67-Jährigen ein weiterer Aufstieg.
Guterres war zunächst in katholischen Bewegungen aktiv, bevor er 1974 kurz nach der portugiesischen „Nelkenrevolution“ in die Sozialistische Partei (PSP) eintrat. 1976 wurde er ins erste demokratische Parlament nach dem Fall der Diktatur gewählt. Dort erwarb er sich in Wortschlachten über die Jahre den Spitznamen „sprechender Presslufthammer“.
Von 1981 bis 1983 war Guterres außerdem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. 1992 wurde er zum Generalsekretär der oppositionellen Sozialisten gewählt. Es gelang ihm, seine sozialdemokratisch ausgerichtete Partei nach einem jahrelangen Tief wieder zur stärksten Kraft in Portugal zu machen.
Von 1995 bis 2002 war Guterres Ministerpräsident, im Jahr 1999 führte der überzeugte Europäer sein Land in die Eurozone. In seine Regierungszeit fiel auch der Volksentscheid des Jahres 1998 über eine Entkriminalisierung der Abtreibung. Seine Gegner verübeln Guterres bis heute, dabei zum Sieg des „Nein“-Lagers beigetragen zu haben. Denn aus seiner Gegnerschaft zu Schwangerschaftsunterbrechungen machte er nie einen Hehl.
Als Portugal unter Guterres im ersten Halbjahr 2000 die EU-Präsidentschaft innehatte, lieferte es nach Meinung von Beobachtern mit dem ersten EU-Afrika-Gipfel und der Unterzeichnung des Lissabon-Vertrags für Wachstum und Beschäftigung eine gute „Performance“ ab.
So richtig von sich reden machte er aber international erst, als er 2005 UN-Flüchtlingskommissar wurde. In seinen zehn Jahren an der Spitze des UNHCR verringerte er den in Genf ansässigen Verwaltungsapparat um ein Drittel und steigerte die Flexibilität der Organisation bei der Reaktion auf internationale Krisen.
Das wird von ihm nun auch in der gesamten UNO erwartet. Wenn er am 1. Jänner das Amt des UN-Generalsekretärs antritt, wird er sich auch mit vielen Konflikten konfrontiert sehen.
Schon in seiner Rede vor der Vollversammlung am Donnerstag startete Guterres einen Appell für Frieden im Bürgerkriegsland Syrien: „Es ist höchste Zeit, für den Frieden zu kämpfen“, sagte er. Als weitere Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit nannte er den Kampf gegen „Terrorgruppen und gewalttätige Extremisten“ sowie gegen Äußerungen „des Populismus und der Fremdenfeindlichkeit“.
Der 67-jährige gelernte Ingenieur, der neben seiner Muttersprache auch mit Leichtigkeit zwischen Französisch, Englisch und Spanisch hin- und herwechselt, hat zwei Kinder aus der Ehe mit seiner 1998 gestorbenen ersten Frau. Der bekennende Katholik hat inzwischen noch einmal geheiratet.
Immer wieder wurde Guterres als Kandidat für den Posten des portugiesischen Präsidenten gehandelt. Doch er sagte stets ab. „Ich mag die Aktion, Dinge, die mich dazu zwingen, ständig zu intervenieren.“ Als Nachfolger des Südkoreaners Ban Ki-moon an der Spitze der Vereinten Nationen wird er dazu ab 1. Jänner reichlich Gelegenheit haben.
(Aktualisierte Fassung des PORTRÄTs von 14.28 Uhr. NEU: Guterres von UN-Vollversammlung bestätigt, Guterres-Rede nach seiner Wahl)
~ WEB http://www.un.org/en/ ~ APA547 2016-10-13/19:21