TT-Interview

SIKO fordert radikalen Umstieg auf erneuerbare Energien

© Andreas Rottensteiner / TT

Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist eine Frage des Überlebens, schildern Arthur und Wolfgang Sief von der Tiroler Firma SIKO.

Herr Arthur Sief, Sie haben 1980 SIKO Solar, jetzt SIKO, gegründet, welche Vision stand damals dahinter?

Arthur Sief: Ich komme aus einer Naturbewegung. Die Mitgliedschaft bei den Pfadfindern prägte meine Jugendzeit, dort war schon damals der Umweltschutz ein großes Thema. Als ich dann einen Bericht über die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Energieträger las, stand mein Entschluss fest: Das ist das Thema der Zukunft. Mit SIKO habe ich ein Unternehmen gegründet, das sich mit den Alternativen Photovoltaik, Solarwärme, Wärmepumpen und jetzt als neueste Entwicklung der Naturkraftheizung beschäftigt.

Derzeit übergeben Sie die Firma an Ihren Sohn Wolfgang. Wie wollen Sie die Vision Ihres Vater weiterentwickeln, Herr Wolfgang Sief?

Wolfgang Sief: Derzeit sind wir auf dem besten Wege, das Thema Solar zu töten. Da spielt die Politik mit und in weiterer Folge die Einstellung der Bevölkerung zu diesem Thema. Es ist leider derzeit negativ besetzt, daher haben wir auch unseren Firmennamen auf SIKO geändert und „Solar" einfach gestrichen.

Warum sehen Sie die Politik beim Thema Solar auf der Seite der Verhinderer?

Wolfgang Sief: Weniger Energie zu verbrauchen, bringt dem Staat weniger Steuern. Das ist eine ganz einfache Rechnung. Jeder sollte sich einmal die Frage stellen, wie viel vom Öl- oder Gaspreis als Steuern an den Staat geht. Wenn wir den Menschen kostenlose Energie zur Verfügung stellen, entfallen natürlich diese Steuereinnahmen.

Was muss sich ändern?

Arthur Sief: Der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie muss gerade bei einfachen Systemen wie Heizung oder Warmwasser in den kommenden 15 bis 20 Jahren geschafft sein. Wir wollen 2050 energieautark sein. Die einfachen Dinge müssten jetzt angepackt werden. Bei Verkehr oder Industrie werden wir uns viel schwerer tun, für diese Bereiche haben wir dann nur noch 20 Jahre Zeit. Der Umstieg muss radikal erfolgen und nicht halbherzig. Viele reden davon, aber die Taten folgen nicht. Der Umstieg ist eine Frage des Überlebens unserer Umwelt. Wir müssen uns der Verantwortung für die nachfolgenden Generationen stellen.

Wolfgang Sief: Zudem müssen alle Förderungen im Bereich fossiler Energie abgeschafft werden und in einem 2. Schritt müssen sie verboten werden.

Ist das nicht eine einseitige Bevorzugung erneuerbarer Energien?

Arthur Sief: Wir haben keine andere Möglichkeit, da fossile Energie unser Klima permanent verschlechtert. Das ist keine Frage einer Bevorzugung. Auch die Politik erliegt diesem Trugschluss, aber der Markt entwickelt sich nicht freiwillig dorthin. Wissenschaftlich ist inzwischen bewiesen, dass nur neue Energieformen unser Überleben sichern.

In welchem Zustand ist die Solarbranche?

Arthur Sief: Wir sind in die Steinzeit zurückgefallen. Das sieht man daran, wie viele Unternehmen schließen mussten. SIKO ist ein Leuchtturm in der Brandung, da wir breit aufgestellt sind.

Wolfgang Sief: Unser Umsatz hat sich seit 2010 auf 6,5 Millionen Euro Umsatz halbiert, ebenso die Mitarbeiterzahl auf 35. Doch die Weiterentwicklung der Naturkraftheizung am Anfang des Jahres hat uns neue Energie gegeben und so haben wir mit unserem motivierten Team den Turnaround geschafft. Das erste Halbjahr 2016 ist das drittbeste der Unternehmensgeschichte, der Umsatz legte um 15 % zum Vergleichszeitraum 2015 zu, die Gewinne legten zwischen 70 und 80 % zu.

Das Gespräch führte Frank Tschoner