ExoMars: Wiener Firma gibt dem Mars-Rover Weitsicht 1
Wien (APA) - Am 19. Oktober kommt die europäisch-russische ExoMars-Mission am Mars an. Während da noch die ganze Aufmerksamkeit dem Landemod...
Wien (APA) - Am 19. Oktober kommt die europäisch-russische ExoMars-Mission am Mars an. Während da noch die ganze Aufmerksamkeit dem Landemodul „Schiaparelli“ gilt, arbeitet man in Wien schon intensiv an einem entscheidenden Bauteil für den zweiten Teil der Mission: 2020 soll ein Rover auf dem Mars landen. Dem gibt die Wiener Weltraumfirma RUAG Space Weitsicht; sie baut den Mast für die „Augen“ des Mars-Autos.
Das Unternehmen erhielt 2014 von Airbus Defence and Space den Auftrag für den ausklappbaren Kameramast für den Mars-Rover - erstmals wird damit Technologie aus Österreich am Mars landen. Der Rover soll 2020 mit einer Proton-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur starten, nach der Landung die Marsoberfläche erkunden und dabei vor allem nach Spuren von Leben suchen, etwa mittels eines Bohrers, mit dem Proben aus mehreren Metern Tiefe entnommen werden können.
In den Reinräumen von RUAG Space in Wien-Meidling arbeiten die Techniker an dem etwas über einen Meter langen Mast. Beim Lokalaugenschein der APA zeigte sich, dass es sich dabei nicht einfach um eine Stange handelt, an der mehrere Instrumente befestigt sind. Neben dem aus Kohlefaser gefertigten Mast selbst besteht die komplexe Baugruppe auch aus Mechanismen zum Niederhalten des Masts während Start und Landung, dem Lösen dieser Niederhaltung nach der Landung, zum Ausklappen des Masts sowie zum Verstellen der an der Spitze angebrachten Instrumente.
Im Vergleich zur Gesamtgröße des Rovers (1,2 mal 1,1 Meter und inkl. Mast rund zwei Meter hoch) ist der Mast laut RUAG Space deutlich länger als bei den meisten bisherigen Mars-Fahrzeugen. Das ermöglicht einerseits eine höhere Position der drei an der Spitze montierten Instrumente und damit bessere Weit- und Rundumsicht für die zwei Stereo-Kameras für 3D-Bilder und ein Infrarot-Spektrometer zur Untersuchung der Zusammensetzung der Oberfläche des Planeten. Andererseits stellt dies die Techniker angesichts der höheren Biegelasten, die bei abrupten Bewegungen des Rovers auf den Mast wirken, vor einige Herausforderungen.
Konkret wird derzeit das Strukturmodell des „Deployable Mast Assembly“ (DMA) gefertigt. „Damit erbringen wir den Nachweis, dass das Design stimmt, der Zusammenbau der einzelnen Teile des DMA funktioniert und unsere Berechnungen über Belastbarkeit und thermale Eigenschaften des gesamten Bauteils korrekt sind“, erklärte der Leiter der Mechanik-Abteilung bei RUAG Space, Christian Neugebauer, gegenüber der APA. In den nächsten Tagen soll dieses Strukturmodell an den Auftraggeber geliefert werden.
Bis Herbst kommenden Jahres werden dann ein Qualifikations- und das Flugmodell gebaut. Das Qualifikationsmodell wird dabei extrem stark unter simulierten Mars-Bedingungen belastet, inklusive Vibrations- und Schocktests, Extremtemperaturen, realistischen Atmosphärenbedingungen, simulierten Marsstaub, etc. Nach Ende dieser Tests wird der Bauteil vollständig zerlegt und die einzelnen Teile genauestens inspiziert. „Die bestandene Qualifikation ist Voraussetzung für das Flugmodell, das dann tatsächlich in den Rover integriert wird und zum Mars fliegt“, sagte Neugebauer.
Für den Techniker ist es „schon etwas Spezielles, wenn man für eine so interessante Mission eine Aufgabe lösen darf“. Doch der Gedanke daran, dass der Bauteil schon bald am Mars herumfahren wird, lenkt ihn nicht sehr von seiner Arbeit ab: „Man konzentriert sich auf die Anforderungen, die speziell bei diesen wissenschaftlichen Missionen extrem hoch und an der Grenze des technisch Machbaren sind, sucht im Team gemeinsam Lösungen und ist streng fokussiert auf diese Lösungen“, so Neugebauer.
Die Anforderungen an den Mast samt Zubehör sind tatsächlich hoch. „Da sind zunächst einmal die hohen Temperaturunterschiede, die der Bauteil aushalten muss“, sagte Florian Günther aus dem Projektteam von RUAG Space. Am Mars wird es in der Nacht bis zu minus 130 Grad Celsius kalt. Gleichzeitig muss die Baugruppe auch plus 125 Grad Celsius aushalten, da sie nach dem Zusammenbau vollständig sterilisiert wird, damit keine Mikroben von der Erde den Mars kontaminieren.
(Ein Bild des Rovers ist im AOM abrufbar)