Welternährungstag - 800 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger

Wien (APA) - Weltweit haben 800 Millionen Menschen, das sind elf Prozent der Weltbevölkerung, nicht genug zu essen. „So lange Kinder an Hung...

Wien (APA) - Weltweit haben 800 Millionen Menschen, das sind elf Prozent der Weltbevölkerung, nicht genug zu essen. „So lange Kinder an Hunger sterben, haben wir als Gesellschaft versagt“, kritisierte Caritas-Präsident Michael Landau anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober. Immer noch stirbt laut Caritas in einer Welt, in der eigentlich genug für alle produziert werde, alle zehn Sekunden ein Kind.

Zwar seien Krieg, Klimawandel, Armut und unzureichende Nahrungsmittelproduktion in den ärmsten Ländern Hauptursachen für Hunger, hieß es weiter, jedoch hätten auch Gleichgültigkeit, Ausbeutung und ungehemmte Gewinnmaximierung daran Anteil. „Immer noch werden Billig-Produkte in die ärmsten Länder exportiert, mit denen die Bauern vor Ort nicht konkurrieren können. Große Agrarkonzerne sehen gerade diese Länder auch als neuen Markt, um ihr Saatgut, ihren Dünger und die zusätzlich notwendigen Pestizide abzusetzen“, sagte Landau. Die Caritas unterstützt nach eigenen Angaben weltweit 270.000 Menschen mit langfristigen Maßnahmen im Kampf gegen den Hunger.

Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, wies darauf hin, dass die meisten von Nahrungsmittelknappheit betroffenen Menschen Kleinbauern seien oder als Hirten oder von der Fischerei leben. „Das zeigt einen Systemfehler auf, dass 70 Prozent der armen Menschen in der Landwirtschaft tätig sind und darin kein menschenwürdiges Auskommen finden“, sagte Bayr.

„Die Entwicklungszusammenarbeit ist eines von vielen Instrumenten, das Ernährungssouveränität fördern und gleichzeitig einen Beitrag zur Minderung der Klimaerwärmung leisten kann“, betonte Bayr unter Hinweis auf das österreichische Engagement im Wassermanagement in Uganda sowie im Waldschutz in Georgien. „Jedes Jahr gehen 13 Millionen Hektar Wald durch Abholzung oder Ausbeutung des Waldes verloren. Wald, der als Speicher von Treibhausgasen und von Süßwasser dient, ist für Ernährungssouveränität essenziell“, stellte die Bereichssprecherin fest.

Die kirchliche Fachstelle für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) wies darauf hin, dass seit dem Jahr 2000 der Welthunger-Index um ein knappes Drittel - von 30 auf nunmehr 21,3 Prozent - gefallen sei. Ein „Zeichen der Ermutigung, aber kein Grund zur Entwarnung“. Vor allem Krieg und Konflikte, schlechte Regierungsführung und Korruption seien Ursachen für Stagnation im Kampf gegen Hunger, verwies der Geschäftsführer der Koordinierungsstelle (KOO) der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission, Heinz Hödl, auf Beispiele wie Syrien, Libyen, Somalia, Sudan, Jemen oder Eritrea. Er erinnerte an das Versprechen der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, „niemanden zurückzulassen“.

Die Probleme Klimawandel, verzerrende Agrarsubventionen und Landreformen müssten angegangen werden, forderte der EZA-Experte abschließend. Der WWF wies darauf hin, dass weltweit für Acker- und Weideflächen wertvolle Lebensräume seltener Tiere und Pflanzen gerodet werden. Außerdem setze die Zerstörung von Wald und wertvollem Boden und die Emissionen, die bei der Herstellung von Lebensmitteln entstehen, dem Klimawandel stark zu.