Hotellerie

Relax Guide: „Der große Schwindel mit den Wellness-Flächen“

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Viele Hotels sollen mit überzogenen Größenangaben zu ihren Wellnessbereichen werben. Teilweise seien Tester sogar auf „unwürdig enge Raumverhältnisse“ gestoßen.

Wien, Innsbruck – Hotels werben laut dem Wellnesshotelführer „Relax Guide“ zunehmend mit überzogenen Größenangaben zu ihren Wellness-Bereichen. In etwa 60 Fällen fanden sie eklatante „Übertreibungen“ – und Wellness-Bereiche, die bis zu 80 Prozent kleiner waren als im Prospekt versprochen. „Für den Gast hat das massive Auswirkungen“, kritisierte Christian Werner, Herausgeber des „Relax Guide“.

In Werbeunterlagen würden Hotels Werner zufolge etwa ihren Wellness-Bereich mit 4000 Quadratmeter und mehr angegeben. Wobei der Gast natürlich davon ausgehe, dass damit die Fläche mit Pools, Sauna-und Ruhezonen gemeint sei, so Werner.

Vielfältige Tricks

Auf der Homepage des Relax Guide berichtet der Wellnesshotel-Führer unter anderem über ein Hotel in Tannheim, als Beispiel für solche Praktiken. Das 200-Betten-Haus wirbt mit „7000 Quadratmeter Spa“ bzw. „Wellnesserlebnis“. Allerdings: Unter Einbeziehung der Fitnesszonen umfasse die indoor allgemein nutzbaren Spa-Flächen nur rund 2150 Quadratmeter. Fazit: 69 Prozent kleiner als erwartet – und selbst mit den Therapiebereichen komme man auf weniger als die Hälfte der beworbenen Fläche.

Die Tricks seien Werner zufolge vielfältig. Es würde schlichtweg alles dazu gerechnet, was irgendwie mit Spa zu tun haben könnte, sogar Stiegenhäuser, Aufzugsschächte, Versorgungs- und Technikräume.

Andere Häuser würden wiederum kurzerhand die Fläche der Tennishalle dazu rechnen, während „besonders dreiste Unternehmen gar nicht Vorhandenes berechnen‘“. Oder Aussenflächen, also beispielsweise Park, Sonnendecks und Liegewiese, addieren. Einrichtungen also, so Werner, die man als Gast zumindest während der kalten Jahreszeit gar nicht nutzen kann – und selbst im Sommer nur beding.

„Angabe bei der Mehrzahl der Hotels mehr oder weniger gemogelt“

Als ein weiteres Beispiel führt der Relax Guide ein Fünfstern-Superior-Haus in Kitzbühel an. Nach einer Übernahme wuchs die Spa-Fläche gleich um 1000 Quadratmeter, allerdings nur auf dem „Papier“. Heute werbe man mit 3600 Quadratmeter Spa. Für Hallenbad, Saunen und Ruhezonen stünden allerdings nur mehr als ein Drittel davon zur Verfügung. Rechne man die zwei Außenpools und die Fitnesszone dazu, komme man dennoch nur auf rund 1.800 Quadratmeter. Fazit: Die allgemein nutzbare Spa-Fläche ist 55 Prozent kleiner als erwartet.

Üblich sei bei vielen überprüften Häusern auch die Einbeziehung von Bereichen, die nur gegen Aufpreis zugänglich sind - wie etwa Arztpraxen, Massageräume und Beautykabinen. „Doch was bieten 1200 Quadratmeter mit Warteraum und 35 Massagekabinen? Man nutzt doch höchstens eine – und das nur im Fall einer Anwendung gegen Aufpreis“, kritisiert der Wellnessexperte. Ähnliches gelte für die oft sehr großen Privat-Spa-Zonen: Diese seien ebenfalls ohne Gebühr gar nicht zugänglich und würden von den meisten Gästen auch nicht gebucht werden.

Leider würde bei der Mehrzahl der Hotels mehr oder weniger gemogelt. Positive Ausnahmen seien selten. „Jedenfalls fanden wir haarsträubende Abweichungen zwischen werblichen Versprechen und Realität“, resümierte Werner. Auf etwa 60 der größten „Übertreibungen“ habe man in den Kritiken der neuen Ausgabe des „Relax Guide“ hingewiesen. (TT.com, APA, dpa)