Tiroler Forscher in Japan auf den Spuren des Tsunamis
Vier junge Geologie-Studenten der Innsbrucker Universität dürfen eine Forschungsexpedition im japanischen Meer begleiten.
Von Marian Rehfeld
Innsbruck, Yokohama – Tausche stickigen Hörsaal gegen kühle Meeresbrise: Was für viele Studierende ein Wunschtraum bleibt, ging für vier angehende Geologen aus Innsbruck in Erfüllung. Die jungen Wissenschafter Dominik Jäger, Jana Molenaar, Tobias Schwestermann und Paul Töchterle dürfen seit 4. Oktober ein internationales Forscherteam aus elf Ländern auf einer Expedition im japanischen Meer begleiten.
Mit dem deutschen Forschungsschiff „Sonne“ erforschen sie bis 2. November die Ursachen und Folgen von Erdbeben und Tsunamis. Konkret widmet sich das Team rund um Michael Strasser und Jasper Moernaut der Erforschung des schweren Seebebens vor der japanischen Küste im Jahr 2011. Der damals durch das Beben ausgelöste Tsunami überschwemmte viele Küstenregionen und sorgte auch für die Störfälle im Atomkraftwerk Fukushima, deren Auswirkungen für die Bevölkerung bis heute spürbar sind.
Nach zehn Tagen auf dem Meer gibt Expeditionsleiter Michael Strasser im Gespräch mit der TT einen Einblick in erste Ergebnisse: „Ich kann mit viel Freude sagen, dass wir bisher alle prioritären Forschungsziele erreicht haben.“ Insgesamt wurden bereits 90 Meter Sedimentkern aus dem teilweise über acht Kilometer tiefen Meer geholt. Zudem wurden mehrere Hundert Kilometer des Meeresbodens kartiert. „Die Daten bestätigen unsere Erwartungen, dass das große Erdbeben von 2011 Spuren in Form von Sedimentdeformationen, chemischen Anomalien und veränderter Meeresboden-Topographie hinterlassen hat“, so Strasser.
Am Wochenende wird das Schiff im Hafen von Yokohama einlaufen. Dort werden erste Daten ausgewertet und Berichte verfasst. In der kommenden Woche sticht die „Sonne“ erneut in See. Im Nankai-Trog will das Team – dann unter der Leitung von Achim Kopf – mithilfe eines Tauchroboters mehrere Messinstrumente bergen, die bei einer früheren Expedition installiert wurden. „Wir werden auch Schlammvulkane untersuchen“, so Strasser. „Ich freue mich, dass wir für den zweiten Teil an Bord bleiben können.“ Es sei besonders für die jungen Kollegen eine einmalige Gelegenheit, High-End-Technologie der marinen Geoforschung live erleben zu können. Die Studierenden scheinen ihren Ausflug ins japanische Meer jedenfalls zu genießen. In einem wöchentlichen Blog-Eintrag geben sie einen Einblick in das Leben an Bord eines Forschungsschiffes, und der ist bisher durchwegs positiv. Lediglich Taifun „Chaba“, der für rauen Wellengang sorgte, stellte die Seefestigkeit der Jung-Geologen auf die Probe.
Auch wenn die Expedition am 2. November endet – die Forschungsarbeit geht weiter. „In den kommenden Jahren werden wir uns auf die Auswertung des Probenmaterials konzentrieren.“ Ziel sei es, die Entstehung von Erdbeben und Tsunamis besser verstehen zu lernen. Erfreulich für die Forscher: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) die Auswertung der Daten im Forschungsprojekt „Eager-Japan“ fördern wird. Zusammengearbeitet wird dabei mit Partnern aus Japan, Deutschland, den USA und der Schweiz.