Wien

Cobra-Chef nach Terrorübung: „Sind gewaltig schlagkräftig“

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Eine erste Bilanz der großangelegten Terrorübung am Samstag in Wien fällt positiv aus, die Evaluierung wird aber noch Wochen in Anspruch nehmen.

Wien - Mit einem umfangreichen Aufgebot an Einsatzkräften ist in der Nacht auf Samstag eine Terrorübung in Wien über die Bühne gegangen. Nach einer Vorführung vor Medienvertretern wurde abgeschottet in Kaisermühlen und auf einem Industriegelände in der Donaustadt geübt. Eine erste Bilanz fiel laut Polizeisprecher Thomas Keiblinger positiv aus, die Evaluierung könnte aber noch Wochen in Anspruch nehmen.

Noch vor der eigentlichen Übung fand eine „Show of Force“ für Medien statt. Bei diesem Szenario hatten drei bewaffnete Terroristen erst Passanten erschossen, ehe sie sich in einem leer stehenden Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Leopoldau verschanzten. Dabei kam ein Polizeihubschrauber zum Einsatz, der den Einsatzkräften durch die Geräuschkulisse auch die Möglichkeit der Ablenkung bietet, sagte Cobra-Sprecher Detlef Polay. Die Spezialkräfte überwältigten schließlich die drei Terroristen.

„Das Unerwartete erwarten“

Danach ging die eigentliche Übung auf dem Gelände des Polizeisportvereins in Kaisermühlen sowie auf einem Industriegelände über die Bühne, wobei man die Örtlichkeiten zunächst geheim gehalten hatte. Dabei ging man von einem Anschlagsszenario mit Großschadenslage aus, berichtete Keiblinger. Vor allem Entscheidungs- und Kommunikationsabläufe der Einsatzkräfte wurden geprobt.

Cobra-Chef Bernhard Treibenreif.
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„Wir müssen schauen, dass wir das Unerwartete erwarten“, sagte Wiens Polizeipräsident, Gerhard Pürstl, bei einer Pressevorführung. Eine konkrete Bedrohung für Wien gebe es aktuell nicht. Jedoch „gibt es bereits seit Jahren eine abstrakte Terrorlage in ganz Europa“, sagte der Polizeipräsident.

An der nächtlichen Übung nahmen neben 300 Kräften der LPD Wien, wie WEGA und Bereitschaftspolizei, auch Einheiten des Innenministeriums, Cobra und Entschärfungsdienst, sowie das Krisenmanagement der Stadt und verschiedene Rettungsdienste teil. Um möglichst realitätsnah zu agieren, wurden im Vorfeld so wenige Informationen wie möglich bekanntgegeben und nur so viele Kräfte alarmiert wie an einem normalen Freitagabend verfügbar sind. Ein Schwerpunkt war die Krisenkommunikation. So wurde erprobt, wie Medien und die Öffentlichkeit auch via sozialer Netzwerke informiert werden können.

Das Drehbuch der Terrorübung wurde von Spezialisten der Cobra verfasst und laut Pürstl bereits seit Monaten vorbereitet. Der Aufwand „ist extrem hoch, zum normalen Dienstbetrieb muss auch die Übung bewerkstelligt werden“, sagte Polay.

Cobra-Chef: Zahl der „Foreign Fighters“ hat abgenommen

Die heimische Exekutive mit ihren Sondereinheiten ist laut Cobra-Chef Bernhard Treibenreif gut aufgestellt: „Wir sind gewaltig schlagkräftig in Österreich.“ Auch er bezeichnete die Terrorgefahr in Österreich als abstrakt. Habe es 2013 und 2014 noch eine hohe Zahl an „Foreign Fighters“ gegeben, sei ihre Zahl durch Präventions-, Informations- und Deradikalisierungsmaßnahmen zurückgegangen. (APA)