„Kleine Meerjungfrau“ verlangte in Linz große körperliche Anstrengung

Linz (APA) - Die erste Ballett-Produktion der Saison hat im Linzer Musiktheater mit „Die kleine Meerjungfrau“ das Premierenpublikum begeiste...

Linz (APA) - Die erste Ballett-Produktion der Saison hat im Linzer Musiktheater mit „Die kleine Meerjungfrau“ das Premierenpublikum begeistert. Standing Ovations waren die Belohnung für enorme körperliche und schauspielerische Anforderungen, die Tanzdirektorin Mei Hong Lin an die Tänzer stellte. Die farbenprächtige Instrumentierung dazu machte das märchenhafte Stück uneingeschränkt sehens- und hörenswert.

Mei Hong Lin hatte zwei literarische und musikalische Vorlagen aus der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert aufbereitet. Das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen hatte Alexander von Zemlinsky in einer sinfonischen Dichtung instrumentiert und für Franz Schreker bildete Oscar Wildes Erzählung „Der Geburtstag der Infantin“ die Handlung für seine musikalische Pantomime. Beide Kompositionen bewegten sich stilistisch zwischen den Vorbildern Brahms, Mahler und Wagner. In beiden Vorlagen ging es um Sehnsucht, unerfüllte Liebe und die Suche nach dem eigenen Sein.

Die Choreografie zeichnete sich nicht nur durch enorme körperliche Anforderungen aus, sondern verlangte auch ausdrucksstarkes mimisches Können. Vor allem beim „Geburtstag der Infantin“ dominierte die Pantomime und das hektische Gehaben der spanischen Hofgesellschaft. Berührend dabei die Interpretation des unglücklich verliebten Zwerges durch Pavel Povraznik. Chiung-Yao Chiu tanzte - begleitet und unterstützt durch die gesamte Truppe - eine souveräne Prinzessin. Eine Augenweide waren hier, aber auch beim dann folgenden Andersen-Märchen, die Kostüme von Dirk Hofacker, der auch die zweckmäßige Bühne gestaltete.

Bei der „Meerjungfrau“ choreografierte Mei Hong Lin die „schwimmenden“ Bewegungen der Meeresbewohner bis in deren Fingerspitzen - eine faszinierende Durchführung. In der Figur der unglücklich Liebenden lieferte Andressa Miyazato eine ergreifende Interpretation. Geoffroy Poplawski gab den von ihr angehimmelten Prinzen. Shang-Jen Yuan (Hexe), Valerio Iurato (Schmerz) und Jonatan Salgado Romero (Stummheit) gestalteten körperlich präzise ihre Partien. Insgesamt war es ein Verdienst der Choreografin, die Geschichten bewegungsintensiv, dann aber auch intim und mit wenigen Gesten, seelische Zustände auszudrücken. Tanz und Musik ergaben insgesamt starke Bilder und vermittelten glaubwürdige Seelenzustände.

Unter der musikalischen Leitung von Daniel Linton-France entfaltete das Bruckner Orchester, in großer Besetzung aufspielend, meisterhaft die impressionistischen Klangwelten Schrekers und Zemlinskys.

(S E R V I C E - „Die kleine Meerjungfrau“, Ballett von Mei Hong Lin frei nach Motiven von Hans Christian Andersen, Musik von Alexander von Zemlinsky und Franz Schreker. Musikalische Leitung: Daniel Linton-France/Marc Reibel, Inszenierung und Choreografie: Mei Hong Lin, Bühne und Kostüme: Dirk Hofacker. Mit u.a. Pavel Povraznik/Ohad Caspi (Zwerg/Blanc), Nuria Gimenez Villarroya/Chiung-Yao Chiu (Infantin), Andressa Miyazato/Rie Akiyama (Meerjungfrau), Shang-Jen Yuan/Chen-Lun Wang (Hexe), Geoffroy Poplawski/Chen-Lun Wang (Prinz), Kayla May Corbin (Prinzessin). Weitere Vorstellungen am 27. und 28. Oktober, 1., 3., 5., 7. und 11. November um 19.30 bzw. 17 Uhr, Großer Saal Musiktheater, www.landestheater-linz.at)

(B I L D A V I S O - Bilder von der Fotoprobe sind am 14. Oktober über den AOM verbreitet worden und dort abrufbar.)