„Bauer Unser“ - Schabus: „Die Bauern befinden sich in einem Dilemma“

Wien (APA) - Der Kärntner Regisseur Robert Schabus ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen. Daher ist ihm das Thema seiner ersten Kinopr...

Wien (APA) - Der Kärntner Regisseur Robert Schabus ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen. Daher ist ihm das Thema seiner ersten Kinoproduktion - des Dokumentarfilmes „Bauer Unser“ - keineswegs fremd. Es ist die dritte Produktion von Allegro Film mit Agrarthema nach „We feed the world“ und „More than honey“. Schabus geht es um Bewusstseinsbildung bei Bauern und Konsumenten, sagte er im APA-Interview.

„Die Dokumentation hinterfragt die Intensivierung und das Wachstum in der Landwirtschaft“, so der Drehbuchautor und Regisseur über sein Kinodebüt, das - nach einigen Vorpremieren - ab 11. November in rund 40 Kinos in ganz Österreich laufen wird. „Das Thema brennt“, ist er sich sicher. „Die Landwirtschaft ist noch dazu ein viel sensiblerer Bereich als andere Wirtschaftszweige. Es geht nämlich nicht nur um ein Produkt wie einen Liter Milch - sondern immer auch um soziale Zusammenhänge wie etwa im ländlichen Raum.“

Ob man mit dem Thema nicht eher Menschen erreicht, die sich bereits für die Thematik interessieren und weniger die breite Masse, bei der man Reflexion hervorrufen will? „Ich bin mir sicher, dass man mehr Menschen erreicht als die ‚üblichen Verdächtigen‘, das zeigt sich bereits“, so Schabus mit Verweis auf beinahe 500.000 Klicks für den Trailer auf Facebook innerhalb kurzer Zeit. „Die Leute sind verunsichert, hinterfragen vieles - gerade in Zeiten wie TTIP und CETA.“

Auch die Bauern selbst will Schabus unbedingt erreichen, „auch wenn sie eigentlich nicht so die Kinogeher sind“. Denn sie würden am besten merken und wissen, was für eine Lücke zwischen der Darstellung in der Werbung und der Realität klaffe. „Die Bauern befinden sich in einem Dilemma“, so Schabus. Bei den Verbrauchern wiederum komme verstärkt ein Bewusstsein zurück, dass es wohl nicht so gut ist, wenn man gar nicht mehr weiß, woher gewisse Produkte kommen. „Oft schadet man sich selber, man schadet der eigenen Region. Ich glaube die Leute erkennen das schon, unterbewusst wissen das sicher viele.“

„Man muss darüber nachdenken, das System zu verändern. Das will ich ganz klar anstoßen. Man muss die Politik in die Pflicht nehmen - gerade auch im wirtschaftlichen Bereich.“ Profiteure von Liberalisierung seien Konzerne, nicht die Bauern in Österreich oder Deutschland, warnt Schabus vor einem „politischen Kniefall vor der internationalen Industrie“. Vor allem die „Entpolitisierung der Wirtschaft“ führe in eine „Sackgasse“, so der Filmemacher, der insgesamt drei Jahre an seinem Werk gearbeitet hat. Selbst kauft er übrigens keine Eigenmarken.

„Ein Patentrezept gibt es nicht“, sagt der Regisseur auf die Frage, wie eine ideale Landwirtschaft ausschaut. Auf die Frage, mit wie vielen Kinobesuchern er zufrieden sein würde, sagt er, er will vor allem diejenigen, die kommen, ermutigen sich selbst zu hinterfragen, sich als politisches Wesen zu verstehen und sich zu vernetzen.

(Das Gespräch führte Philip Stotter/APA)

( S E R V I C E - Mehr zum Film unter www.filmladen.at/film/bauer-unser/)