An den Inkassobüros scheiden sich die Geister
Der Ombudsmannbericht über die Tätigkeit von Inkassobüros hat zu vielen Reaktionen geführt. Vor allem die Höhe der Mahngebühren sorgt für Diskussionen.
Von Markus Schramek
Innsbruck, Imst – Dieses Thema hat bei vielen einen empfindlichen Nerv getroffen: unser letztwöchiger Bericht über Inkassobüros. Diese treiben Schulden im Auftrag von Unternehmen ein. Telefonisch und per E-Mail haben uns Leser dazu ihre Erfahrungen geschildert. Vorsichtig kann man diese wie folgt zusammenfassen: Große Beliebtheit erwirbt man sich in dieser Branche offenbar nicht.
„Es ist ein hartes Geschäft, Dank braucht man sich nicht zu erwarten“, sagt auch Katrin Pechtl. Sie ist Inhaberin des Inkassobüros Panther in Imst. „Natürlich hat kein Schuldner große Freude, wenn er von uns zum Zahlen aufgefordert wird“, räumt sie ein. „Doch wir sind ein Dienstleister im Auftrag der Wirtschaft. Ohne uns würden viele Firmen in den Konkurs schlittern.“ Pro Jahr bringen Österreichs Inkassobüros Forderungen von mehreren hundert Millionen Euro wieder herein.
Heftig diskutiert werden die Inkassogebühren. Laut Gesetz müssen diese „notwendig“, „zweckentsprechend“ und der Forderung „angemessen“ sein. Eine Verordnung des Bundes regelt die maximal mögliche Höhe.
In der Praxis würden oft einfach die Höchstsätze verlangt, auch wenn der Aufwand einer Mahnung nur gering sei, hatte Andreas Oberlechner, der Konsumentenschützer der Tiroler AK, in der TT kritisiert. Pechtl weist das für ihr Inkassobüro zurück. „Wir bleiben bewusst unter den Höchstsätzen. Und wir schlüsseln genau auf, wie sich der Gesamtbetrag einer Forderung zusammensetzt.“
Anhand eines Beispiels aus der Praxis schildert Pechtl, wie sie Mahnungen berechnet: „Jemand hat seit Dezember 2015 eine offene Schuld von 233,90 Euro; die Verzugszinsen zum Stichtag betragen 7,70 Euro, unsere Inkassokosten belaufen sich auf 58,10 Euro, 25 Euro sind Spesen des Gläubigers für den Schriftverkehr zuvor und für erfolglose Mahnungen.“ Zusammen erhält der Schuldner in diesem Fall somit eine Zahlungsaufforderung von 324,70 Euro.
Zahlt ein Schuldner trotz wiederholter Mahnung nicht, bleibt dem Gläubiger nur der Gang vor Gericht. „Und dann muss er ohnehin einen Anwalt einschalten, wozu braucht es also Inkassobüros?“, fragt Christian Ortner bewusst provokant. Er ist selbst Anwalt in Innsbruck und hält Inkassobüros für überflüssig. „Die Mahnspesen dieser Büros liegen je nach Forderung beim Fünf- bis Zehnfachen dessen, was eine Mahnung durch einen Anwalt laut Tarif kostet“, behauptet Ortner. Er beziffert die Kosten für eine Mahnung aus seiner Anwaltsfeder mit „maximal zehn Prozent“ der offenen Forderung.
Wieder setzt sich Büro-Chefin Pechtl zur Wehr: „Ab einer Forderung von 4000 Euro verrechnen wir nur 2 bis 2,5 Prozent des geschuldeten Betrages an Inkassogebühren.“
Advokat Ortner geht in seiner Kritik aber noch viel weiter. Er empfiehlt, Inkassobüros überhaupt auszubremsen: „Wer von einem Inkassobüro gemahnt wird, sollte den offenen Betrag samt den gesetzlichen Zinsen direkt an den Gläubiger zahlen.“
Auf Debatten mit einem Inkassobüro sollte man sich gar nicht einlassen und insbesondere mit diesem keine Ratenzahlung vereinbaren. Ortner: „Denn dabei verpflichte ich mich, die Inkassospesen zu bezahlen, auch wenn diese regelmäßig überhöht sind.“
Auch Andreas Oberlechner sieht Ratenvereinbarungen kritisch. „Entweder müssen überhöhte Forderungen zuvor gestrichen werden, oder man leistet Teilzahlungen ohne Vereinbarung. Wichtig ist nicht das Vorliegen einer Vereinbarung, sondern, dass regelmäßig Zahlungen geleistet werden“, so der AK-Jurist.
Katrin Pechtl hält die Aufregung dagegen für überzogen. „Nur ganz wenige Schuldner haben mit den Inkassogebühren ein Problem.“