Briten wollen mit Konjunkturprogramm Brexit-Flaute verhindern
London (APA/Reuters) - Nach dem Brexit-Votum kämpft Großbritannien mit einem Konjunkturprogramm gegen eine drohende Abkühlung der Wirtschaft...
London (APA/Reuters) - Nach dem Brexit-Votum kämpft Großbritannien mit einem Konjunkturprogramm gegen eine drohende Abkühlung der Wirtschaft. Finanzminister Philipp Hammond kündigte am Mittwoch im Parlament an, innerhalb von fünf Jahren 23 Mrd. Pfund (26,9 Mrd. Euro) in die Verkehrswege und den Wohnungsbau zu pumpen.
Im kommenden Jahr, in dem die EU-Austrittsgespräche beginnen sollen, wird die Wirtschaftsleistung laut Prognose der für Budgetfragen zuständigen Behörde OBR nur um 1,4 Prozent zulegen. Auch 2018 dürfte das Plus mit 1,7 Prozent nicht an den aktuellen Aufschwung heranreichen. Für heuer wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,1 Prozent erwartet.
„Unsere Aufgabe ist es, unsere Wirtschaft darauf vorzubereiten, widerstandsfähig für den Abschied aus der EU zu sein, und sie für die anschließende Übergangsphase fit zu machen“, sagte Hammond. Das Anti-EU-Votum werde „den Lauf der britischen Geschichte verändern“. Daher sei es umso wichtiger, die Produktivität der Wirtschaft zu steigern. Ab dem nächsten Jahrzehnt solle mindestens ein Prozent des BIP in die Modernisierung der Infrastruktur gesteckt werden. Derzeit seien es nur 0,8 Prozent.
Großbritanniens Wirtschaft erlebt seit Jahren einen Aufschwung. Das Land kam zwischenzeitlich sogar auf das stärkste Wachstum der führenden Industrienationen. Der angestrebte Brexit sorgt nun für Unsicherheit über die künftige ökonomische Verankerung in Europa. Rund die Hälfte der britischen Exporte geht in die Staaten der EU. Laut Hammond geht die OBR davon aus, dass die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen das Wachstum in den kommenden Jahren um 2,4 Prozentpunkte schmälern wird. Für 2019 und 2020 erwartet das Haushaltsbüro wie im März BIP-Zuwächse von jeweils 2,1 Prozent.
Die OBR wurde 2010 als unabhängige staatliche Stelle geschaffen, die das Haushaltsgebaren der Regierung unter die Lupe nimmt und zugleich regelmäßig eigene Vorhersagen erstellt. Die März-Prognose, in der die Experten noch deutlich höhere Wachstumsraten für 2017 und 2018 veranschlagt hatten, stand unter der Prämisse, dass das Vereinigte Königreich in der EU bleiben würde. Doch im Juni entschied sich die Mehrheit der Bevölkerung in einem Referendum überraschend, der Europäischen Union den Rücken zu kehren.