SPÖ-Parteimanager: „Nervosität bei der ÖVP versteh‘ ich“
Das „kultivierte“ Streitgespräch zwischen Kanzler und FPÖ-Chef bringt die ÖVP in Erklärungsnot, glaubt der SPÖ-Parteimanager.
Von Michael Sprenger
Wien –In den Reihen der SPÖ war man mit dem Verlauf des Ö1-Streitgesprächs zwischen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zufrieden. „Ostentativ“, nannte es der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser. Was sollte damit also zur Schau gestellt werden? „Dass man trotz gravierender inhaltlicher und ideologischer Unterschiede ein kultiviertes Gespräch führen kann“, sagte Kaiser gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Auf Kaiser geht die Idee eines Kriterienkatalogs für künftige Koalitionspartner der SPÖ zurück. Dieser soll bis zum Parteitag im Frühjahr ausgearbeitet werden.
Aus dem Gespräch am Mittwochabend im ORF-Radiokulturhaus allerdings eine Annäherung der SPÖ an die FPÖ ableiten zu wollen, geht Kaiser viel zu weit. Diese Form der Interpretation überlasse er Journalisten, die zuletzt via Twitter aktiv geworden sind. Aber was Kaiser erkennen will, ist ein Problem auf Seiten des Koalitionspartners ÖVP. „Die ÖVP wird sich vielleicht nach diesem Gespräch fragen müssen, ob nicht einige ihrer Akteure den Stil ändern müssen.“ Eine Sichtweise, die auch SPÖ-Parteimanager Georg Niedermühlbichler teilt. „Bundeskanzler Christian Kern geht es um Inhalte, nicht um verbale Angriffe. Ich versteh’ schon die Nervosität bei der ÖVP. Denn die Zuhörer werden sich jetzt fragen, ob bei den Konflikten in der Koalition nicht die ÖVP immerzu für den Streit die Verantwortung trägt“, sagte Niedermühlbichler gegenüber der TT.
Und, so fügte der SPÖ-Parteimanager hinzu, da fand „kein Gespräch zwischen zwei künftigen Koalitionspartnern statt, aber trotzdem muss es möglich sein, das Gespräch zu suchen“.
Die Wähler der verschiedenen Parteien wohnten Tür an Tür als Nachbarn, und auch die Chefs der politischen Parteien müssten ins Gespräch kommen, um das Land weiterbringen zu können, bewertete auch Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl die Diskussion positiv. Seine Tiroler Kollegin Elisabeth Blanik lobte den Auftritt des SPÖ-Vorsitzenden und Kanzlers ebenfalls als professionell und richtig.
In der Frage einer rot-blauen Koalition wird dennoch Zurückhaltung geübt: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, betonte etwa Steidl. Kern habe die Diskussionsveranstaltung „hervorragend“ über die Bühne gebracht, meinte Wiens Stadträtin Sonja Wehsely.