Gerichtssplitter

Verbandsgeld landete im Casino

Symbolfoto.
© Thomas Böhm

Fünf Monate bedingte Haft für Ex-Generalsekretär des Bob- und Skeletonverbandes.

Kein glückliches Händchen hatte ein 37-jähriger Tiroler in seinen Positionen in Sportverbänden. Erst im März wurde der Mann verurteilt, da er als Finanzreferent des Österreichischen Verbandes für Kraftdreikampf für seinen Verband durch verfälschte Rechnungen eine Auszahlung von 16.986 Euro herbeigeführt hatte. Von dem Geld floss zwar kein einziger Cent in die Tasche des Referenten, ein schwerer Subventionsbetrug mit einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten (davon unbedingt 960 Euro Geldstrafe) war es aber trotzdem. Gestern gab es am Landesgericht ein Wiedersehen mit dem Tiroler. Diesmal hatte die Anklage von Staatsanwalt Hannes Glantschnig jedoch eine andere Dimension. So hatte der Mann als späterer Generalsekretär des Österreichischen Bob- und Skeletonverbandes nicht weniger als 239.679 Euro an Verbandsgeldern veruntreut. Wiederum blieb jedoch nichts in den Taschen des 37-Jährigen. Er war ab August 2015 nämlich massiv der Spielsucht verfallen. Der Auslöser war banal: „Ich war mit einem Freund im Casino und spielte Roulette. Dabei habe ich ein bisserl was verloren. Ich wollte schon heimgehen, bis mich der Freund fragte, ob ich eh wisse, dass man im Casino nun auch mit Kreditkarte weiterspielen könne. Noch am selben Abend habe ich 25.000 Euro verspielt!“, schilderte der Angeklagte gestern sein Dilemma vor Richterin Martina Kahn. Und legte gleich eine Bestätigung vor, dass er seit März in Sucht-Therapie sei. Den gesamten Schaden „und noch etwas mehr“ hat der Familienvater laut Verteidiger Christopher Fink bereits wieder gutgemacht. „Eine Seltenheit“, wie Richterin Kahn bemerkte und dem Spielsüchtigen eine damals „verzweifelte Situation“ zugestand. So ergingen fünf Monate Haft als Zusatzstrafe zum Rechnungsbetrug ein weiteres Mal bedingt. Der Ex-Generalsekretär nahm das Urteil an.

Im letzten Jahr war es im Zillertal zu einer Serie von Sachbeschädigungen durch den Wurf von Altöl-„Bomben“ gekommen. Dabei ging der Täter wahllos vor und warf gefüllte Säcke und Flaschen zu Werkstoren, auf das Firmen-Auto der Zillertal Tourismus GmbH oder vor den Haupteingang eines luxuriösen Hotels. Für die Exekutive vor Ort entlarvte dann eine zufällige Fahrzeuganhaltung den lange gesuchten Unbekannten. War doch ein 58-jähriger Unterländer mit genau solchen Flaschen im Auto angetroffen worden und zeigte sich bei der Vernehmung richtig nervös. Dazu wurden auf den Wurf-Gebinden Fingerabdrücke des Verdächtigen sichergestellt. Kein Beweis gestern für Verteidiger Albert Heiss: „Beim Angeklagten wurde ja eingebrochen. Und auf andere Abdrücke hat man die Flaschen ja nie untersucht. Und wer ist denn bei einer Einvernahme nicht nervös?“ Insgesamt gerade noch kein Schuldbeweis auch für Richter Günther Böhler: „Höchst unbefriedigend, dass nach 25.000 Euro Schaden der Täter hier nicht ermittelt werden konnte. Aber es ist halt so – im Zweifel für den Angeklagten!“ (fell)

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