Ski Alpin

ÖSV-Pleite: „Es geht weiter wie letztes Jahr, nur viel schlechter“

Ein Bild mit Symbolcharakter: Ist es ein Berg von Problemen, auf den Österreichs Speed-Team zusteuert?
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ÖSV-Präsident Schröcksnadel fordert nach der jüngsten Speed-Pleite eine Analyse, verwehrt sich aber gegen eine Materialdiskussion.

Von Florian Madl und Roman Stelzl

Innsbruck – Ski-Österreich hielt sich am Freitag nach der Super-G-Pleite von Val d’Isère die schmerzende linke Backe, um am Samstag auch noch die rechte hinzuhalten. Wie groß nach der neuerlichen Pleite die Betroffenheit war, dokumentierte die Wortwahl: Die nächste „Tetschn“, wie Hannes Reichelt meinte. Dabei lag es am allerwenigsten an ihm, dass die Österreicher derzeit um zweistellige Platzierungen fahren. „Hut ab, wenn einer nur wenige Wochen nach einer Wirbelsäulen-Operation wieder Rennen fährt“, meinte gestern Peter Schröcksnadel und führte auch das Beispiel des rekonvaleszenten Matthias Mayer an. Damit war es schon vorbei mit den Lichtblicken. Denn auch, wenn der Innsbrucker die Verletzungsgeschichte der beiden nicht mit jener von Aksel Lund Svindal vergleichen wollte, so nötigte ihm das Ergebnis des „Ober-Elchs“ doch gehörig Respekt ab: „Svindal hat die norwegische Mentalität. Wikinger sind schmerzbefreit.“

Das Material kann dem Österreichischen Skiverband jedenfalls nicht angelastet werden. Dafür zeichnet der Verein, der mit einem Jahresbudget von 60 Millionen Euro hoch über den anderen liegt, nur bei den Nordischen und den alpinen Technikern verantwortlich. „Bei den Abfahrerinnen zum Teil“, hält ÖSV-Präsident Schröcksnadel fest, alles andere sei Angelegenheit der Firmen. Und die, das lässt sich wertfrei feststellen, beliefern die Kjetil Jansruds und Peter Fills wohl nicht mit besseren Latten. Auf dem Sektor steht demnächst eine Rochade bevor: Der Tiroler rückt das bisher in Mittersill beheimatete Kompetenzzentrum im kommenden Jahr noch näher an die Verbandszentrale: Es soll am Innsbrucker Universitäts-Sportinstitut Innsbruck angesiedelt werden.

Man habe das Skifahren nicht verlernt, aber da stimme einiges nicht, hieß es gestern von Schröcksnadel. Er fordert umgehend eine Analyse der Trainer. Dass der Wurm drin sei, stünde außer Frage und wäre nicht akzeptabel.

Mit vollmundigen Aussagen hält sich der 75-Jährige aber zurück, Schnellschüsse seien nicht seine Sache. „Dass mir das Ergebnis wehtut, ist klar.“ Entsprechend niedrig sind nun wohl die Erwartungen für die anstehenden Abfahrtsklassiker wie Gröden. Es mag widersprüchlich klingen, birgt aber einen Schuss Wahrheit: Auch wenn man das Skifahren nicht binnen weniger Wochen verlernt, so lernt man es auch nicht in so kurzer Zeit.

Herren-Chef Andreas Puelacher überträgt die Verantwortung auf die Fahrer: „Jetzt ist jeder einzelne Athlet gefordert, was das Training, das Material und die Rennleistung betrifft. Ich kann das keinem abnehmen.“ Und der Tiroler hofft auf einen positiven Nebeneffekt der Niederlagen: „Wir müssen jetzt eine Trotzreaktion zeigen.“ Es sei schwierig zu sagen, wieso es derzeit nicht klappe, man müsse das intern besprechen. Puelacher: „Aber die Abstände sind nicht riesengroß. Das stimmt mich positiv, dass wir das schnell wieder in den Griff bekommen können.“