Ökonomen zum Ausgang des italienischen Referendums 2
Frankfurt/Rom (APA/dpa) - Nach der deutlichen Niederlage im Verfassungsreferendum hat Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi seinen Rücktri...
Frankfurt/Rom (APA/dpa) - Nach der deutlichen Niederlage im Verfassungsreferendum hat Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi seinen Rücktritt angekündigt. Er übernehme die volle Verantwortung für den Misserfolg, sagte Renzi in einer TV-Ansprache. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen am Montag:
Gertrud Traud, Helaba-Chefvolkswirtin:
Das Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums ist aus Sicht von Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud eine Belastung für den Euro und italienische Staatsanleihen. Sollten die Finanzmärkte zu heftig reagieren, sei mit Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu rechnen, sagte die Ökonomin am Montag. Bereits vor dem Referendum waren die Risikoaufschläge auf italienische Bonds gestiegen. „So wie Cameron hat auch Renzi zu hoch gepokert“, sagte Traud. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hatte sein politisches Schicksal mit dem Ausgang der Abstimmung verbunden, er hat bereits seinen Rücktritt angekündigt. Im Juli war der damalige britische Premierminister David Cameron wegen des Brexit-Votums der Briten zurückgetreten.
Carsten Brzeski, ING-Diba-Chefvolkswirt:
ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hält Sorgen vor einer neuen Euro-Krise nach dem Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums für übertrieben. „Gestürzte Regierungen in Italien sind nun wirklich nichts Neues und Europa hat schon Vieles überlebt“, erklärte Brzeski am Montag. Zwar sorge Italien für neue Unsicherheit. Möglicherweise liege in dem „Nein“ aber auch eine Chance: „Eine technokratische Übergangsregierung kann die Probleme im Bankensektor und den erneuten Reformstau zusammen mit Europa rücksichtsloser angehen als die Regierung Renzi“. Der Sozialdemokrat Matteo Renzi will am Montagnachmittag seinen Rücktritt einreichen.
Jörg Krämer, Commerzbank-Chefvolkswirt:
Italien hat mit dem „No“ zum Verfassungsreferendum nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Chance vertan, die Voraussetzungen zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes zu schaffen. „Italien bleibt ein Krisenkandidat“, erklärte Krämer am Montag. Zwar könnte Staatspräsident Sergio Mattarella nach der Rücktrittsankündigung von Regierungschef Matteo Renzi eine Übergangsregierung einsetzen. Diese könnte das Wahlrecht zulasten der Euro-kritischen Fünf-Sterne-Bewegung ändern. „Trotzdem ist das Risiko einer Fünf-Sterne-Regierung und einer Rückkehr der Staatsschuldenkrise nicht vom Tisch“.