Welt-Lungenkrebs-Konferenz - Uruguay als Positivbeispiel 1

Wien (APA) - Die in Wien tagende Welt-Lungenkrebs-Konferenz (bis 7. Dezember) mit rund 6.000 Teilnehmern steht unter dem Motto „Gemeinsam ge...

Wien (APA) - Die in Wien tagende Welt-Lungenkrebs-Konferenz (bis 7. Dezember) mit rund 6.000 Teilnehmern steht unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Tabak“. Ein international herausragendes Beispiel für eine Kampagne gegen das Rauchen stellt Uruguay dar. Am Montag schilderte der Präsident des Staates, Tabare Vazquez, die Strategie und den Sieg vor einem Schiedsgericht über den US-Tabak-Konzerns Philip Morris.

Uruguay hat im vergangenen Sommer vor einem Schiedsgericht in der Schweiz in seinem Kampf für die Aufrechterhaltung strikter Anti-Tabak-Regelungen auf seinem Staatsgebiet im Widerstreit mit dem Zigarettenkonzern Recht bekommen. Dieser hatte Uruguay, ein Land mit drei Millionen Einwohnern, auf 300 Millionen US-Dollar Schaden verklagt.

Tabare Vazquez, vom Beruf Onkologe, stellte Montagfrüh bei einer Plenarsitzung das Riesenproblem des Tabakkonsums, die Maßnahmen zu seiner Einschränkung und den Streit mit dem mächtigen Konzern dar. „Tabakprodukte sind einzigartig. Sie killen mehr als die Hälfte ihrer Konsumenten. (...) Jedes Jahr sterben dadurch mehr Menschen als durch beide Weltkriege. (...) Neun von zehn Fällen von Lungenkrebs stehen mit dem Rauchen in Verbindung. (...) Wir sind mit einer durch die Industrie produzierten Krebs-Epidemie konfrontiert“, sagte der Staatspräsident.

Das sei nicht immer so gewesen. Der Tabakkonsum stamme ursprünglich aus Amerika, merkte Vazquez an. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts sei mit dem „Versüßen“ der Produkte das Inhalieren des Rauches hinzugekommen und habe damit seine katastrophalen Gesundheitseffekte erst erzielen können. Die Industrie sei aufgesprungen: 1913 gab es die erste Werbekampagne für „Camel“. Die US-Army wurde im Zweiten Weltkrieg gratis mit Zigaretten versorgt.

Die Konsequenzen wurden ab den 1960er-Jahren klar. Der uruguayische Präsident sagte: „Zuerst war da ein Anstieg des Rauchens bei den Männern mit einem Anteil von bis zu 60 Prozent. Nach einigen Jahrzehnten zeigte sich ein Anstieg bei den Frauen. Zunächst zeigte sich eine erhöhte Tabak-assoziierte Mortalität bei den Männern.“ Bei den Frauen hätte sich mit Verzögerung der gleiche Trend gezeigt.

In Uruguay schritt man deshalb 2004 zur Tat. Zunächst wurde die WHO-Rahmenkonvention über Tabakkontrolle unterzeichnet. Sie trat in dem südamerikanischen Land im Jahr 2005 in Kraft. „Zwischen 2005 und 2010 erhöhten wir die Preise für Tabakprodukte signifikant. (...) Dann trafen wir strikte Restriktionen (für das Rauchen; Anm.) in geschlossenen Räumen. Die dritte Aktion waren Warnungshinweise und sehr drastische Bilder auf den Zigarettenpackungen mit einer Größe von bis zu 80 Prozent der Fläche.“ Werbung für sogenannte Leicht-, Ultraleicht- und Mentholzigaretten wurde verboten. „Auch die Vermarktung von E-Zigaretten wurde verboten“, sagte der Präsident Uruguays.

Gleichzeitig wurden die Hilfsangebote im Gesundheitswesen des südamerikanischen Landes für Raucher intensiviert. 2014 kam es schließlich zum vollständigen Verbot von Werbung, Sponsoring und anderen Marketingmaßnahmen der Tabakindustrie.

Diese Restriktionen haben laut Tabare Vazquez eindeutig Wirkung gezeigt: „Zwischen 2006 und 2011 sank der Zigarettenkonsum bei den Erwachsenen von 32 Prozent auf 23 Prozent. Unter den Schülern sank die Zahl der Raucher von 30 Prozent im Jahr 2004 auf neun Prozent im Jahr 2014.“

Mittlerweile wurde in Uruguay eine Verringerung der Zahl der Spitalsaufnahmen von Patienten mit akutem Herzinfarkt um 22 Prozent registriert. Der Onkologe und Politiker sagte: „Dieser Rückgang war abrupt und anhaltend und kann nur mit der Verringerung der Belastung mit Tabakrauch in Verbindung gebracht werden. (...) Wir sehen auch den Beginn eines Rückgangs der Lungenkrebserkrankungen bei Männern. Bei den Frauen ist das noch nicht der Fall.“