Wieder sechs Männer auf RoLa-Zug: Bayern verschärft Kontrollen
Das traurige Schicksal zweier Flüchtlinge, die auf ihrer Fahrt mit den Güterzügen in der Nacht auf Samstag verstorben sind, hat auf andere offenbar keine abschreckende Wirkung. An der deutschen Grenze werden bald die Kontrollen verschärft.
Innsbruck – Erneut haben sechs Männer Montagnacht die gefährliche Fahrt mit einem Güterzug der Rollenden Landstraße (RoLa) gewagt, um so über die Grenze zu kommen. Erst am Samstag starben dort ein Mann und eine Frau, ein weiterer Mann wurde lebensgefährlich verletzt.
Diesmal ging die Geschichte vergleichsweise glimpflich aus. Mitarbeiter der RoLa hatten die sechs bei Kontrollen entdeckt und Alarm geschlagen. Zwei Männer mussten laut Polizei Wörgl mit Unterkühlung ins Krankenhaus eingeliefert werden, die anderen vier wurden zur Überprüfung der Identität ins Polizeianhaltezentrum Innsbruck überstellt. „Wir wissen noch nichts zur Identität. Die Männer stammen vermutlich aus Eritrea, aber das wird jetzt in Innsbruck überprüft. Davon hängt auch ab, wie es mit ihnen weitergeht“, so ein Polizist der Dienststelle in Wörgl. Es müsse zudem festgestellt werden, ob die Männer bereits einmal einen Asylantrag gestellt hätten.
Gute Nachrichten gibt es unterdessen aus der Klinik. Wie die Polizei Wörgl am Dienstag mitteilte, dürfte es dem dritten Opfers des RoLa-Unglücks vom Samstag etwas besser gehen. „Soweit wir wissen, ist sein Zustand stabil.“
Der Mann hatte sich gemeinsam mit zwei anderen Flüchtlingen unter Lkw der RoLa versteckt und war auf dem Güterzug bei eisigen Minusgraden bis nach Wörgl mitgefahren. Die drei dürften von der Kälte derart benommen gewesen sein, dass sie nicht sofort flüchteten, als die Entladung des Zuges begann. Die Obduktion ergab, dass die beiden Todesopfer tödliche Verletzungen erlitten, als sie von Lkw überrollt wurden.
Veschärfte Kontrollen beim Grenzübergang
Künftig sollen illegale Grenzübertritte – zumindest an der Grenze zu Deutschland – wieder schwerer werden. Wie die bayerische Landesregierung ankündigte, werden die Kontrollen ab 15. Dezember massiv verstärkt. Im Fokus steht dabei auch der Grenzübergang Kufstein/Kiefersfelden. Ebenso werden Personen- und Güterzüge nach Deutschland stärker überwacht.
Das kündigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München an. Schon im Vorjahr waren die Grenzkontrollen zwischen Österreich und Deutschland eingeführt worden, sie fanden aber gerade zuletzt nur noch stichprobenartig und tagsüber statt. Trotzdem führten sie immer wieder zu langen Wartezeiten auf der Autobahn. Auch jetzt müssen sich Reisende auf lange Wartezeiten im Urlauber-Verkehr einstellen, zumal die Kontrollen nicht nur tagsüber sondern auch in den Nachtstunden durchgeführt werden.
Herrmann betonte jetzt, dass die Bundespolizei künftig von der bayerischen Bereitschaftspolizei unterstützt werden solle, das Kontingent werde um hundert Beamte aufgestockt. Künftig soll auch in der Nacht kontrolliert werden, was bislang vernachlässigt worden war.
Sobotka kritisiert Kontrollen
Laut Herrmann geht es bei den verstärkten Kontrollen nicht nur um den Aufgriff von Flüchtlingen oder Schleppern, sondern auch um das Aufspüren von Drogendealern, Terrorverdächtigen oder sonstigen Kriminellen.
Wenig begeistert von der Verschärfung zeigt sich Innenminister Wolfgang Sobotka. „Ich finde das nicht gut“, sagte er am Abend in der ZIB2 und kritisierte die widersprüchliche Flüchtlingspolitik der Deutschen. „Früher hat man gesagt: ‚Kommt alle!‘ Und jetzt möchte man doch die Grenzen sehr, sehr dicht machen. Also dort widerspricht sich ein bisschen die deutsche Politik“, so der ÖVP-Politiker. (rena)