Van der Bellen: „Wir können nur gemeinsam Walzer tanzen“
Der designierte Bundespräsident schlug in seiner ersten Rede versöhnliche Töne an. Die Österreicher müssten aufeinander zugehen. Und beim gemeinsamen Tanz auf den Takt achten.
Wien – Alexander Van der Bellen trat am Dienstag ein zweites Mal zu seiner ersten Rede als gewählter Bundespräsident auf eine Bühne. Nach der Anfechtung der ersten Stichwahl durch die Freiheitlichen war bekanntlich der zweite Wahlgang nötig geworden.
Van der Bellen konzentrierte sich in seiner Rede wie schon im Mai darauf, versöhnliche Töne anzuschlagen und darüber zu reden, wie die Österreicher wieder zusammenfinden könnten. „Versuchen wir weniger miteinander zu streiten und mehr einander zuzuhören, beginnen wir miteinander zu reden“, erklärte das künftige Staatsoberhaupt im Palais Schönburg in Wien. Walzer tanzen könne man nur zu zweit, meinte Van der Bellen. Dazu brauche es jedoch auch Takt.
„Gemeinsam sind wir das Österreich, das wir lieben“
Wenn von den zwei Hälften die Rede sei, in die Österreich angeblich zerfallen sei, sollte man bedenken: Dabei handle es sich um Menschen mit verschiedenen Lebensentwürfen, Haltungen und Überzeugungen. „Und alle zusammen, wir alle gemeinsam sind dieses bunte Österreich, das wir mögen und lieben“, sagte Alexander Van der Bellen.
Seine eigene Wahl hält Van der Bellen für ein Zeichen, das über Österreichs Landesgrenzen hinaus wirkt. Es sei ein „rot-weiß-rotes Signal“ in die Hauptstädte und Dörfer Europas gesendet worden, das eine Politik des Miteinander nicht nur Sinn habe, sondern auch zum Erfolg führen könne, meinte der designierte Bundespräsident.
Der frühere grüne Bundesobmann übte jedoch auch Kritik am Wahlkampfstil. Ohne seinen Mitbewerber direkt zu nennen meinte er, nicht immer seien Statements im Wahlkampf „von Respekt getragen“ gewesen. Das Wahlergebnis zeige, dass die Menschen sich einen anderen Umgang wünschen würden. Er werde versuchen, einen konstruktiveren Austausch zu fördern.
Veränderungen seien nötig, er wolle dabei mitwirken, diese „mit Augenmaß“ durchzuführen. Wichtig sei ihm die Gleichbehandlung von Mann und Frau. Er wolle abseits von Parteiinteressen agieren und stehe für Entscheidungen „nicht aus der Hüfte heraus, sondern wohlüberlegt“.
Van der Bellen will Hofer-Wählern „die Hand reichen“
Norbert Hofer gratulierte er zu seinem „respektablen Ergebnis“. „Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich allen Wählern, die Norbert Hofer gewählt haben, sozusagen die Hand reiche und verspreche, dass ich Bundespräsident aller Österreicher und Österreicherinnen sein werde – ob sie mich gewählt haben oder nicht“, so Van der Bellen.
Die Österreicher hätten nun einen Weg vor sich – aufeinander zu, meinte Van der Bellen. Man solle wieder mehr miteinander reden. Schön wäre es, wenn sich beide Hälften daran beteiligen. „Tun wir diesen ersten Schritt“, mahnte der designierte Bundespräsident.
Im Mai habe er gesagt, die eine Hälfte Österreichs sei gleich wichtig wie die andere. „Ich bin so wichtig wie du und du bist so wichtig wie ich. Und gemeinsam sind wir dieses schöne Österreich“, wiederholte er sein Statement. Dazu stehe er nach wie vor.
Vor dem Auftritt Van der Bellens hatte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am frühen Nachmittag das vorläufige Endergebnis kundgetan, das kurz davor publik geworden war. Demnach votierten 53,8 Prozent für Van der Bellen, was 2,47 Millionen Stimmen entspricht. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer kam auf 2,12 Millionen Wähler bzw. einen Anteil von 46,2 Prozent. Der Abstand betrug knapp 350.000 Stimmen. (mats)