Van der Bellen holte 54 Prozent und will Präsident „für alle“ sein
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~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA471 vom 06.12.2016 muss es im letzten Absatz richtig heißen: .... wurde bereits am MONTAGABEND bekannt... (nicht Freitagabend) --------------------------------------------------------------------- ~ Wien (APA) - Alexander Van der Bellen hat am Dienstagnachmittag seine erste Rede nach Verlautbarung des Endergebnisses der Bundespräsidentschaftswahl gehalten. Einmal mehr betonte das künftige Staatsoberhaupt, er wolle ein Präsident für alle Österreicher sein. Mit den Briefwahlstimmen, die am Dienstag vollständig ausgezählt wurden, kommt der ehemalige Grünen-Chef auf schlussendlich 53,8 Prozent der Stimmen.
Vor dem Auftritt Van der Bellens hatte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am frühen Nachmittag das vorläufige Endergebnis kundgetan, das kurz davor publik geworden war. Demnach votierten 53,8 Prozent für Van der Bellen, was 2,47 Millionen Stimmen entspricht. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer kam auf 2,12 Millionen Wähler bzw. einen Anteil von 46,2 Prozent. Der Abstand betrug knapp 350.000 Stimmen.
In seiner Rede im Palais Schönburg in Wien betonte Van der Bellen einmal mehr, er wolle ein Präsident für alle Österreicher sein - und das Gemeinsame vor das Trennende stellen. „Versuchen wir weniger miteinander zu streiten und mehr einander zuzuhören, beginnen wir miteinander zu reden“, erklärte das künftige Staatsoberhaupt.
Seine eigene Wahl hält er für ein Zeichen, das über Österreichs Landesgrenzen hinaus wirkt. Es sei ein „rot-weiß-rotes Signal“ in die Hauptstädte und Dörfer Europas gesendet worden, dass eine Politik des Miteinander nicht nur Sinn habe, sondern auch zum Erfolg führen könne.
Nach seinem Dank, der sich nicht nur an die eigenen, sondern explizit an alle Wähler - und auch an sein Team und seine Unterstützer - richtete, sprach er auch seinem Konkurrenten Hofer seinen Respekt aus. An die Wähler des FPÖ-Kandidaten gerichtet sagte Van der Bellen: „Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich allen Wählern, die Norbert Hofer gewählt haben, sozusagen die Hand reiche und verspreche, dass ich Bundespräsident aller Österreicher und Österreicherinnen sein werde - ob sie mich gewählt haben oder nicht.“
Von „Spaltung“ wollte er nicht reden, vielmehr habe die hohe Wahlbeteiligung von 74,2 Prozent gezeigt, dass den Menschen diese Wahl wichtig sei. Und selbst wenn es eine solche Spaltung gebe, dann müsse diese nicht „in alle Ewigkeiten“ bestehen bleiben. „Ich möchte weiterhin das Gemeinsame suchen, das Gemeinsame vor das Trennende stellen.“
Der unterlegene FPÖ-Kandidat Hofer bekräftigte zuvor am Vormittag in einer Pressekonferenz, in sechs Jahren wieder für das Präsidentschaftsamt antreten zu wollen. Sowohl er als auch Parteichef Heinz-Christian Strache gratulierten erneut Van der Bellen, stellten ihm aber zugleich die Rute ins Fenster, für alle Österreicher da zu sein.
Personaldebatten in der FPÖ gebe es keine, bekräftigten sowohl Hofer wie auch Strache. Und der Parteichef blickte bereits trotzig in die Zukunft: „Es soll keiner glauben, dass wir depressiv im Winkerl unsere Wunden lecken“, vielmehr beginne jetzt bereits „die Vorarbeiten für die Nationalratswahl.“ Das Motto laute: „Nach der Wahl ist vor der Wahl“.
Auf Regierungsebene war man unterdessen weiter bemüht, das Neuwahlgespenst zu vertreiben. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach von „haltlosen Spekulationen“. Auch Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) plädierte für ein Ende der Debatten.
Bei den Briefwahlstimmen, deren Auszählung Montagfrüh gestartet worden war und die sich bis Dienstagvormittag hinzog, verzeichnete Van der Bellen eine hohe Zustimmung von 67,6 Prozent. Im Mai waren es noch 61,7 Prozent gewesen. Damit vergrößerte sich der Vorsprung des als unabhängig angetretenen Kandidaten gegenüber Sonntagabend deutlich: In der Urnenwahl lag er noch bei 51,7 Prozent vor Hofer mit 48,3 Prozent. Noch viel enger ging es bei der ersten, vom VfGH aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai zu. Damals kam Van der Bellen auf 50,35 Prozent, von Hofer trennten ihn nur knapp 31.000 Stimmen.
Verschiebungen brachten die Briefwahlstimmen nicht nur im Endergebnis, auch zwei Bundesländer (Niederösterreich und Salzburg) „kippten“ noch in Richtung Van der Bellen - das wurde bereits am Montagabend bekannt. Damit hat der neue Bundespräsident in sechs von neun Ländern die absolute Mehrheit erreicht - nur in Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland kam sein Kontrahent Hofer auf mehr Stimmen.