Amon: „FPÖ hat sich als Partner disqualifziert“
ÖVP-Manager Werner Amon sieht Parteichef Mitterlehner nach seiner „mutigen“ Wahlempfehlung parteiintern gestärkt.
Welche strategischen Schlüsse können Sie als ÖVP-Parteimanager aus dieser Bundespräsidentenwahl ziehen?
Werner Amon: Aus meiner Sicht wurde am Wahlsonntag die politische Mitte gestärkt. Die Österreicher wollen mehrheitlich niemanden in einer hohen Staatsfunktion, der das Land in eine Isolation führt und eine überwiegend negative Einstellungen gegenüber der Europäischen Union an den Tag legt. Alexander Van der Bellen war im Stile ausgleichend. Das ist auch für uns ein positiver Schluss aus dieser Wahl, versteht sich die ÖVP doch als Partei der Mitte. Wir reden der Vernunft das Wort und lehnen extreme Positionen ab.
Sie sind also erleichtert vom Wahlsieg Van der Bellens?
Amon: Es ist ein Aufatmen in Europa vernehmbar. Diese Wahl eröffnet uns zudem eine Reihe von Chancen. Alexander Van der Bellen wird als Türöffner für die heimische Wirtschaft gute Dienste leisten. Ich kann mit diesem Ergebnis sehr gut leben, und es hat auch unser Parteiobmann mit seinem mutigen Signal, vor der Wahl zu sagen, Van der Bellen sei die bessere Präferenz, das richtige Gespür bewiesen.
Vor der Wahl klang dies alles anders in der ÖVP. Da kam es zu einem Schlagabtausch zwischen Klubobmann Reinhold Lopatka und Parteiobmann Reinhold Mitterlehner. Da wurde auch offen von einem Richtungsstreit mit Blick auf eine mögliche Koalition mit der FPÖ gesprochen.
Amon: Ich rede nicht von einem Richtungsstreit, sondern von unterschiedlichen Sympathien. Fest steht aber, dass unser Parteiobmann Recht behalten hat mit seiner Einschätzung. Damit ist alles gesagt und auch entschieden.
In der FPÖ wird der ÖVP-Obmann für die Niederlage Norbert Hofers verantwortlich gemacht. Hofer sagte, dass Mitterlehners Wahlempfehlung ein „Selbstmordattentat“ war.
Amon: Der Begriff des Selbstmordattentats ist geschmacklos und passt einmal mehr in die radikale Sprache der FPÖ. Diese Sprache disqualifiziert auch die FPÖ als mögliche Regierungspartei. Die FPÖ muss sich deutlich verändern, will sie tatsächlich einmal als Regierungspartei akzeptiert werden. Sie muss ein klares und konstruktives Bekenntnis zur EU ablegen und sie muss ihre Wortwahl ändern. Und dann will ich schon noch hinzufügen: Die FPÖ stellt sich doch sonst immer so gerne als starke Partei dar, die nicht aufzuhalten ist. Jetzt mimt sie das arme Opferlämmlein. Das steht ihr gar nicht gut zu Gesicht.
Wie sehen sie die Zukunft der ÖVP. Ist es in Stein gemeißelt, dass der Parteichef auch Spitzenkandidat bei der NR-Wahl sein muss?
Amon: Das ist nicht in Stein gemeißelt. Bisher war es aber üblich, dass der Parteiobmann auch Spitzenkandidat war. Und ich gehe davon aus, dass Parteiobmann Mitterlehner auch unser nächster Spitzenkandidat sein wird.. Aber das ist eine Eintscheidung des Bundesparteivorstands. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass die beiden Regierungsparteien gewillt sind, konstruktiv bis zum Ende der Legislaturperiode zusammenzuarbeiten.
Das Interview führte Michael Sprenger